Mittwoch, Dezember 24, 2014

Weihnachten!

In keinem der letzten Jahre war Weihachten so sehr mit unserer heute gelebten Welt verbunden wie in diesem Jahr. Als vor zweitausend Jahren Maria und Josef nach Bethlehem zogen, waren sie Fremde in einer fremden Stadt. Nach der Geburt ihres Kindes und dem Besuch der heilige drei Könige gerieten sie auf die Fahndungsliste des König Herodes und wurden zu Flüchtlingen, die nach Ägypten fliehen mußten. Von daher in diesem Weihachtsblog ein Kopie eines Artikels aus dem Merkur-Online über eine Weihnachtsfeier für Flüchtlinge in Fürstenfeldbrück:


HELFER ORGANISIEREN EIN GROSSES FEST

Flüchtlinge spüren weihnachtliche Wärme

Fürstenfeldbruck - Stadt, Kirchen und viele ehrenamtliche Helfer haben ein großes Fest für die Asylbewerber organisiert. Die Botschaft: Sie sind willkommen und sollen an Weihnachten Gemeinschaft erfahren.
Ein Abend wie dieser ist eine seltene Abwechslung im Alltag der Asylbewerber, die im Unteroffizierheim des Fliegerhorstes leben. Er soll ihnen zeigen, dass sie willkommen sind. Neben der Tür steht ein Weihnachtsbaum mit Lichterkette, später werden Geschenkpäckchen an die Kinder verteilt. Helfer reichen Körbchen mit Gebäck und Stollen durch die Reihen. Vorne spielt die Band Cheerio Joe, begeisterte Pfiffe und Beifall quittieren jeden ihrer Songs. Ein paar junge Männer beginnen zu tanzen.
Es ist kein Abend der Ansprachen, darum beschränken sich OB Klaus Pleil und Integrationsreferent Willi Dräxler auf kurze Grußworte, die eine Dolmetscherin ins Arabische übersetzt. Die Botschaft liegt ohnehin in der Luft: Die Flüchtlinge sollen sich angenommen fühlen, sollen Wärme und Gemeinschaft erleben.
Viele haben die Kombination aus Weihnachtsfeier und Willkommens-Konzert gemeinsam auf die Beine gestellt: Stadt, Caritas-Zentrum, Kirchen, jede Menge Ehrenamtliche und eine lange Liste an Spendern und Sponsoren. „In Fürstenfeldbruck we are bunt“, ruft Dräxler im besten Denglisch ins Publikum, bevor er das Mikro an „Big Chief“ Pleil übergibt. Der bekräftigt: „Wir freuen uns, dass die Stadt bunter wird.“
Nicht alle können ihre Sorgen für ein paar Stunden vergessen. Ein Ehepaar aus Pakistan sitzt etwas abseits vom größten Trubel. Sobald sich jemand dazusetzt, schieben die beiden freundlich Getränke und Gebäck herüber. In Gedanken sind sie bei ihren drei Kindern, die sie zurücklassen mussten. „Ich bin nicht glücklich“, sagt die Frau und schaut wieder nach vorne.
Wenn es nach Elisabeth Schmidl, einer der vielen Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe, ginge, gäbe es im Unteroffizierheim noch viel mehr Live-Musik. Musikvereine könnten hier regelmäßig proben. „Die Flüchtlinge könnten zuhören und würden gleichzeitig an unsere Kultur herangeführt werden.“ Als die Musiker schließlich ihre Instrumente zusammen packen, ist ein schöner Abend zu Ende, der vielleicht der Anfang für weitere Aktionen war. (os)

In der Hoffnung, das überall in Deutschland Flüchtlinge so mit offenen Armen aufgenommen werden;

Frohe Weihnachten!


Donnerstag, November 20, 2014

Generali Engagementenatlas 2015

Studie: Generali Engagementatlas 2015

In Berlin wurde in dieser Woche der Generali Engagementatlas 2015 vorgestellt. 
Die Studie liefert empirische Daten zu Anzahl, Profil, Ausstattung und Wirkung von Engagement unterstützenden Einrichtungen in Deutschland, also Freiwilligenagenturen, kommunale Stabsstellen, Bürgerbüros oder Mehrgenerationenhäuser. Der vom Generali Zukunftsfonds und dem Institut für wissenschaftliche Analysen und Beratung (ISAB) erstellte Engagementatlas spricht von einem "Wildwuchs" in der Engagementförderung und formuliert Handlungsempfehlungen an Bund, Länder und Kommunen. So wird vorgeschlagen, die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements als kommunale Pflichtaufgabe festzulegen, da bürgerschaftliches Engagement eine immer wichtigere Ressource der Daseinsvorsorge werde. Engagement unterstützende Einrichtungen werden aufgefordert, sich unabhängiger von öffentlichen Fördergeldern zu machen, etwa durch Unternehmenskooperationen, sich stärker für die Nutzung von Synergien zu öffnen und sich als treibende Kraft in die Schaffung von Engagementregionen einzubringen.


Samstag, Oktober 25, 2014

Batman goes Eisbär

Als ich mich vor fünf Jahren dafür entschieden hatte, die Aktion der B.Z. "Berliner Helden" zu unterstützen, war mir zwar klar, B.Z., das ist die Zeitung mit der großen Schrift und den großen Bildern, aber ich hab mir nicht vorstellen können, was da auf mich zurollt.

Es ging dann gleich zu Anfang, vor fünf Jahren auf den Werbeflächen der Stadt los, mit der Ankündigung der Helden:



und der klaren Ansage, das jetzt was passiert:




Nach zwei Jahren hab ich es dann kaum Glauben können, die Helden wurden britisch mit Churchill:

Blut



Schweiss



und

Tränen



Ich hab gedacht, das ist nicht zu toppen, aber dann kamen 5 Jahre Helden


und meine Jugendträume wurden war. Am Berliner Himmel ein Zechen wie bei Batman
aber
diesmal mit dem Heldenbären


Batman goes Eisbär


Liebe Berliner Helden, herzlichen Glückwunsch !!!
















Samstag, Oktober 18, 2014

Die Rolle des Ehrenamts im Sozialraum

Input von Prof. Dr. Stephan F. Wagner auf dem paritätischen Pflegekongress am 16.10.2014 in Berlin im Workshop 3.

Betrachtet man die Rolle des Ehrenamts im Sozialraum in Bezug auf Pflege, so ist zuerst ein Blick auf einige strukturelle Merkmale unserer Gesellschaft notwendig. Denn, obwohl Ehrenamt etwas ist, was in erster Linie im Nahbereich des Lebens, also im Sozialraum stattfindet, ist man doch auf der anderen Seite nur ganz begrenzt in der Lage, sich durch Handlungen in diesem Raum von generellen Trends der Gesellschaft abzukoppeln. Wer also über Ehrenamt im Sozialraum sprechen will, sollte auch über die Entwicklung gesellschaftlicher Strukturen sprechen.
Und wie sieht, bzw. sah es da aus, in Bezug auf Pflege und Ehrenamt?
Man kann im großen Überblick sagen, wenn man auf die letzten 20 Jahre zurückschaut, dass wir in Deutschland eine recht komfortable Situation hatten.
Uns standen im hauptamtlichen Bereich vergleichsweise viele kostengünstige Pflegekräfte zur Verfügung. Eine sich erst in den letzten Jahren abschwächende relativ hohe Arbeitslosigkeit sorgte dafür, dass wir in Deutschland immer noch einigermaßen Personal finden konnten und die Löhne in diesem Bereich nicht sehr hoch waren.
Und in Bezug aufs Ehrenamt ging es uns auch nicht schlecht. Der Sozialbereich hatte relativ einfachen Zugang zu Kräften, die in seinen Arbeitsfeldern, und dabei auch in der Pflege tätig werden wollten. Besonders hervorzuheben ist hier die Gruppe der über 40jährigen Frauen, also Frauen „nach der Familienphase“, heißt die Kinder sind schon größer, die keinen Weg zurück in den Arbeitsmarkt gefunden hatten, und dann auf Ehrenamtlichkeit als sinnvolle Lebensgestaltung gestoßen sind.
Und natürlich die Gruppe der fitten Alten, also Menschen zwischen 55 und 80, die aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind und nach einer sinnvollen Lebensgestaltung gesucht haben.
Und wenn man sich jetzt der Zukunft zuwendet, was kommt? Was lässt sich erkennen, wie es werden könnte?
Das große Schlagwort das bei solchen Ausblicken in die nahe Zukunft im Augenblick in fast allen Lebensbereichen auftaucht, ist demographischer Wandel.
Heißt: Wir werden deutlich weniger junge Menschen haben und deutlich mehr alte Menschen.
Viele, die auf den demographischen Wandel zu sprechen kommen, zeigen in diversen Vorträgen an dieser Stelle ein Bild, das den Bevölkerungsaufbau zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigt, das sieht dann wie ein wohlgestalteter Christbaum aus, und dann wird darauf hingewiesen, wie der sich verändert, und am Ende kommt dann etwas heraus, das ähnelt einem Turm mit einem flachen Spitzdach. Und alle kriegen einen Schrecken, und wollen den Christbaum wieder haben, weil man da bei der Versorgung der wenigen Alten durch viele Junge keine Probleme hatte. Dabei wird vergessen, dass der Christbaum einem anderen legitimen und weit verbreiteten Wunsch diametral entgegensteht, dem Wunsch, gesund alt zu werden. Das günstige Verhältnis von zu Versorgenden zu Versorgern stellt sich nur her, weil wenige alt werden.
Also erst mal, bevor wir uns die Situation weiter anschauen. Das, was da mit uns in unserer Gesellschaft geschieht, ist ein ganzes Stück weit gewollt und entspricht dem Bedürfnis aller, es ist halt nur anders als früher, da hat das mit dem alt werden eben nicht so gut geklappt wie heute.
Aber neben diesem positiven Grundton gibt es eine Reihe weiterer Komponenten. Im Rahmen dieses gesellschaftlichen Umbaus sinkt in Deutschland die Bevölkerung. Wir hatten im Jahr 2010 circa 82 Millionen Menschen in Deutschland und für das Jahr 2050 wird eine Bevölkerungsgröße so zwischen 69 – 74 Millionen angenommen. In diesem Prozess gehen der nicht gemeinnützigen Wirtschaft langsam aber sicher die Arbeitskräfte aus. Und da reagiert die sofort drauf, das ist jetzt schon deutlich spürbar.

Was wird gemacht?

1.      Jobs werden attraktiver gestaltet, die Löhne fangen wieder langsam an zu steigen.

2.      Die Frauenarbeitsquote, die in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Staaten mit 70% relativ tief lag, wird versucht zu erhöhen. In diesen Zusammenhang gehört auch der deutlich spürbare Ausbau von Ganztagskinderbetreuung, wie sie in den letzten Jahren betrieben wurde.

3.      Ältere Menschen werden wieder zurück an die Arbeit geholt, wie ich das in meinem Lebensumfeld (ich gehe auf die 60 zu) direkt beobachten kann. Da gehen Menschen in Rente, um dann nach einem halben Jahr durchaus attraktive Teilzeitbeschäftigungen anzunehmen, und sich einen Zuverdienst zu schaffen, der dann in Urlaubsreisen oder anderen Formen des gehoben Konsums fließt.

Was bedeutet das für uns im Sozialbereich und für die Arbeit mit Ehrenamtlichen im Sozialraum?
1.      Im Bereich des Hauptamts fällt es uns zunehmend deutlich schwerer kostengünstige Pflegekräfte zu bekommen. Wir erleben eine deutlich spürbare Konkurrenz um Arbeitskräfte.
2.      Im Bereich des Ehrenamts gehen uns ein Stück weit die Ehrenamtlichen aus, oder werden knapp, da Menschen auch im höheren Alter in einem 24stündigen Tag leben, und wie sagt man so schön, wenn der nicht reicht, kann man die Nacht noch hinzunehmen, aber dann geht nichts mehr: Wenn Frauen stärker erwerbstätig sind und ältere Menschen wieder für Geld arbeiten, dann haben sie wenige Zeit fürs Ehrenamt und wir haben weniger Ehrenamtliche.

Was tun?
Nun, es gibt dann immer den Vorschlag mit der Einwanderung. Ein bisschen kann das helfen, aber eine tatsächliche Lösung ist von einer solchen Strategie nicht zu erwarten. Denn alle um uns herum haben in Bezug auf qualifizierte Einwanderung das gleiche Problem, und versuchen entweder ihr Fachpersonal im Land zu halten oder Fachkräfte zur Einwanderung in das eigene Land zu bewegen und anzulocken.

Meiner Ansicht nach ist die Antwort einfach:

Pflege sollte grundsätzlich neu und attraktiv organisiert werden unter Nutzung der ehrenamtlichen Potentiale des Sozialraums!

Ich will, bevor wir in der Arbeitsgruppe in ein gemeinsames Gespräch darüber eintreten, die aus meiner Sicht wesentliche. Punkte dieser Veränderung für Haupt- und Ehrenamtliche kurz aufzeigen, und jeweils kurze Hinweise geben, was das für verbandliche Strategien bedeuten kann.


Für hauptamtliche Pflegekräfte

1.      die Löhne sollten steigen, heißt Verbände werden sich dafür einsetzten müssen, das insgesamt mehr Geld in der Pflege vorhanden ist, damit das für die bei Ihnen organisierten Träger auch bezahlbar bleibt.

2.      Die Arbeit von Pflegekräften sollte aus einer rein medizinischen Orientierung gelöst werden und in einen neuen Rahmen gegossen werden, der medizinische und soziale Aspekte von Gesundheit umfasst. Das bedeutet auch, dass in der Pflege im Sozialraum, in der Hauskrankenpflege und in Pflegegruppen in Zukunft die Pflege mit attraktiven kombinierten Teams aus hauptamtlichen Personal und ehrenamtlichen Kräften erbracht wird.
    

Für den Bereich ehrenamtlicher Arbeit

1. Technik
Bitte nicht erschrecken ich will hier weder eine Debatte über Pflegeroboter beginnen, noch möchte ich Roboter als Ehrenamtliche anwerben. Ich denke da sind wir Jahrhunderte, wenn nicht sogar Ewigkeiten von entfernt. Aber wenn man genau hinschaut, so hat sich durch den Einsatz moderner Technik die Arbeit im Bereich ehrenamtlicher Arbeiten in den letzten 15 Jahren wesentlich verändert. Wenn wir in den unterschiedlichen Sozialräumen nicht über die internetgestützten Vermittlungssysteme für Ehrenamtliche verfügen würden, wäre der in den letzten Jahren gestiegene Bedarf an Ehrenamtlichen kaum zu decken gewesen. Der Sozialraum enthält eine Fülle von Ressourcen, die über die klassische Informationsmethode des sich gegenseitigen Erzählens nicht mehr erfassbar sind. Hier sind moderne, computergestützte Systeme, wie sie zum Beispiel für Teilbereiche sozialraumorientierter Arbeit vom „Verband für sozialkulturelle Arbeit“ im Kiezatlas entwickelt wurden, die Sozialdaten für ehrenamtliche und hauptamtliche Kräfte auf einfache Weise sichtbar und benutzbar machen, dringend notwendig. Die hierfür notwendige Technik kann vom Sozialbereich nicht alleine entwickelt werden, da sollte die Wirtschaft, insbesondere Unternehmen aus dem IT-Bereich, mit ran. Es gibt bei diesen Unternehmen, wie ich in meinem Arbeitsleben bei der Entwicklung der Internetseiten für die Vermittlung von Ehrenamtlichen für das Land Berlin erlebt habe, eine große Bereitschaft hier mitzuarbeiten, oft auch pro bono. Aber es gibt bei den Sozialverbänden kaum Ansprechpartner dafür und keine gezielte Entwicklungsstrategie für diesen Bereich. Von daher wünsche ich mir, das die Verbände zumindest auf Bundesebene, endlich Referentenstelle schaffen, die sich mit der Entwicklung IT und technikgestützer Sozialarbeit, insbesondere im Sozialraum, fachlich qualifiziert auseinander setzten und diesen Bereich aktiv entwickeln.

2.      Qualifiziertes Ehrenamt        
Wir werden in Zukunft im Umfeld von Pflege und in der Pflege mit großer Wahrscheinlichkeit Ehrenamtliche einsetzen müssen. Dies wird bei den geschilderten Rahmenbedingungen wahrscheinlich unvermeidlich sein, einfach weil uns die notwendigen vielen Menschen fehlen, um neben den anderen notwendigen gesellschaftliche Aufgaben, alle Tätigkeiten der Pflege mit professionellen Fachkräften zu bewältigen. Das bedeutet Ehrenamtliche qualifizieren zu müssen und für kompliziertere, verantwortungsvolle Tätigkeiten auszubilden. Eigentlich ist das nichts Neues, wir tun das in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen längst. Ich erinnere hier an die freiwillige Feuerwehr, an die gut ausgebildeten Ehrenamtlichen im Bereich der Telefonseelsorge, der Hospize und an die Rettungssanitäter, die alle als Ehrenamtliche mit Ausbildung seit Jahren verantwortlich tätig sind.        
Dabei sind wir gut beraten bei der Neuorganisation der Pflege die Kirche im Dorf zu lassen, heißt, komplizierte verantwortungsvolle Pflegevorgänge werden bei Hauptamtliche bleiben müssen, aber einfacherer Tätigkeiten, die werden von Ehrenamtlichen gemacht werden können. So wie die freiwillige Feuerwehr die Scheune löscht und man beim Brand des Chemiewerks die Berufsfeuerwehr holt. Solch qualifiziertes Ehrenamt ist ein wesentliches Moment um im Bereich Konkurrenz um Arbeitskräfte mit der Industrie und der Wirtschaft bestehen zu können. Wenn man den Menschen verantwortungsvolle Tätigkeiten anbieten kann, wenn sie in den Bereichen, in denen sie arbeiten mitbestimmen und mitgestalten können, dann ist das attraktiv und Geld tritt als Motivator an die zweite Stelle. Wir erleben das praktisch im Bereich der Ausbildung der sozialen Berufe. Obwohl die sozialen Berufe nicht im Ruf stehen, besonders gut bezahlt zu sein, können sie in Deutschland nach dem Abitur eher Medizin als Sozialarbeit studieren, einfach weil es im Bereich der sozialen Arbeit so viele Bewerberinnen und Bewerber auf die vorhandenen Studienplätze gibt.      
Was heißt das für verbandliche Arbeit? Die Verbände, auch der Paritätische, haben in den letzten Jahren ihr Engagement im Bildungsbereich eher zurückgefahren. Da wo im Jahr 2001 noch 4 Referentenstellen beim Gesamtverband im Bildungsbereich zur Verfügung standen, gibt es heute mal gerade noch eine halbe Stelle zur Koordination der Bildungsarbeit im Verband. Die Entwicklung von Ausbildungsgängen für Ehrenamtliche, und noch wichtiger, die Durchführung und Organisation solcher Ausbildungen ist kostspielig und aufwendig, dies wird ohne intensives verbandliches Engagement nicht gehen. Dazu gehört, neben einem Umsteuern der Schwerpunkte verbandlicher Arbeit, das die Verbände Druck auf die Politik auf Bundes- und Landesebene ausüben, so das für die Kosten solcher Fortbildungen zusätzliche staatliche Mittel zur Verfügung gestellt werden. Fachausbildungen für Ehrenamtliche müssen für diese kostenfrei sein. Man wird nicht erwarten können, dass die Menschen neben ihre Arbeitszeit auch noch Geld für ihre Ausbildung spenden!

3.      Pflegende Ehrenamtliche     
Ein heißes Thema, und ich will hier nicht im Detail Empfehlungen abgeben, das würde einer notwendigen intensiven Debatte, deren Ergebnisse offen sind, vorgreifen. Aber ich möchte auf etwas hinweisen, was wir heute schon sichtbar ist. Im Bereich der Familienpflege übernehmen pflegende Angehörige wesentliche Teile der Pflege, das reicht vom Waschen und Hilfen bei der Nahrungsaufnahme bis hin zum Wechseln von Verbänden. Niemand ist bisher auf die Idee gekommen, das als unqualifiziert zu bezeichnen und den Angehörigen Verantwortungslosigkeit im Umgang mit ihren Lieben vorzuwerfen. Aber sobald man den Vorschlag macht, solche Tätigkeiten in der Pflege Ehrenamtlichen zu übertragen, heißt es sofort: Unmöglich, Dequalifizierung, Ausverkauf der Pflege. Ich denke dass wir in dieser Debatte mehr Augenmaß und Ruhe brauchen. Da niemand ernsthaft der Familienpflege widerspricht, und Blutsbande, Verwandschaftsverhältnisse an sich kein qualifizierendes Moment sind, gibt es hier einen Bereich, der uns zeigt, das man das Verhältnis zwischen ehrenamtlicher und hauptamtlicher Pflege tatsächlich neu gestalten kann, ohne etwas grundsätzlich Neues zu machen. Und wir werden dringend Bedarf haben. Hier nur ein kleiner zusätzlicher Hinweis. Immerhin fast die Hälfte der Pflege wird im Augenblick von pflegenden Angehörigen erbracht, und im Augenblick haben die meisten zu Pflegenden Angehörige. Das wird in Zukunft nicht mehr so sein. Mehr als 30% der Frauen im gebärfähigen Alter haben heute keine Kinder. Das heißt auch, dass da noch mal eine große Zahl von Männern da ist, die keine Kinder haben. Man kann also in Zukunft davon ausgehen, dass es eine große Gruppe von Menschen geben wird, bei denen schon aus objektiven Gründen Familienbande nicht Grundlage von Pflege sein können.         
Aufgabe der Verbände ist hier aus meiner Sicht, uns in einem ersten Schritt ehrlich zu machen und eine Diskussion darüber zu führen, welche Veränderungen hier möglich und notwendig sind. Im weiteren Prozess wird man dann den stattfinden Umbau fachlich begleiten müssen und ein Wächteramt übernehmen müssen, damit aus gesellschaftlichen Notwendigkeiten nicht persönliche Nachteile im Rahmen von selbstsüchtigem Gewinnstreben werden!

4.      Behandelte Ehrenamtliche   
Hier sei nur, wie im vorherigen Punkt, ein kurzer Hinweis gegeben. Wir akzeptieren, dass bei Diabetes, und einigen anderen Krankheiten, Menschen sich selbst spritzen. Niemand ist bisher auf die Idee gekommen, dass diese Menschen eine Ausbildung als Krankenpfleger oder Altenpfleger machen sollten. Man ist in diesen Fällen davon ausgegangen, das ein durchschnittlich gut ausgebildeter Mensch dies unter Anleitung einer Fachkraft lernen und nach einiger Zeit weitgehend ohne fremde Hilfe machen kann. Dies zeigt, das man bei den Aufgaben, die in der Pflege von Ehrenamtlichen übernommen werden können, noch mal genau nachdenken sollte, was wirklich Dequalifizierung ist und was sinnvolle Reorganisation ist.

5.      Ausbau der ambulanten Versorgung im Lebensbereich der Menschen
Ich denke das ist klar und einfach. Fast niemand will wirklich am Ende seines Lebens aus seinem angestammten Lebensumfeld herausgerissen werden. Hier bietet der Sozialraum mit seinen vielfältigen Ressourcen an ehrenamtlicher Unterstützung zahlreiche Möglichkeiten im Rahmen von Hauskrankenpflege und Pflegegruppen in Wohnbereichen den Betroffenen ein Verbleiben in ihrer gewohnten Umgebung zu ermöglichen. Was notwendig ist, dass pflegerische und soziale Fachkräfte lernen die vorhandenen Ressourcen zu nutzen und sich gegenseitig zu unterstützen. Hier sind Verbände aufgefordert die notwendigen Fachdebatten der bisher oft getrennt arbeitenden Bereiche anzuregen und zu unterstützen, aber auch mit Wissenschaftlern zu kommunizieren, so dass die für diese Fachdebatten notwendigen abgesicherten Forschungserkenntnisse bereitgestellt werden.

6.      Aktive Unterstützung der Lebensfreude und des Selbstwertgefühls     
Kombinierte Pflege in gemischten Teams von hauptamtlichen Fachkräften und ehrenamtlich Tätigen bietet die Chance, den ganzen die Gesundheit unterstützenden Bereich des Soziallebens in die Gestaltung der Gesundheit des Einzelnen mit einzubeziehen. Da geht es dann um angemessene Formen der Körperbewegung, um gesunde, sinnvolle Ernährung und um die Kraft, die Einzelne aus der Gemeinschaft ziehen können. Dies bedeutet, dass sich die Aufgaben von Pflegekräften ein Stück weit hin in Richtung soziale Tätigkeiten verschieben. So wird z. B. auch das Anleitung von ehrenamtlich Tätigen zur Aufgabendefinition der Pflege gehören. Hier wird ein intensives vernetzen und zusammenarbeiten mit bestehende Nachbarschaftsdiensten im Sozialraum notwendig werden, um dieses neue ganzheitliche Feld der begleitenden Unterstützung ältere Menschen zu schaffen. Aufgabe der Verbände wird hier neben der aktiven Organisation der fachlichen Debatte die kreative Umgestaltung der finanziellen Ressourcen sein. Dieses neu gestaltet Arbeiten wird die Kombination von Mittel aus dem Bereich der Krankenversicherung, der Pflegeversicherung und der klassischen sozialen Arbeit erfordern. Hierfür eine sinnvolle, und operational beherrschbare Finanzarchitektur zu schaffen, bei gleichzeitige Sicherstellung der notwendigerweise verbesserten Mittelausstattung für die Versorgung vor Ort übersteigt die Fähigkeit der konkreten Akteure im Sozialraum und kann nur mit der fachlichen Kompetenz erfahrener Sozialverbände bewältigt werden.

Freitag, Oktober 10, 2014

Die Gesellschaft will Ehrenamt fördern! Wie geht das im 21. Jahrhundert?

Schriftliche Zusammenfassung der Keynote von Prof. Dr. Stephan F. Wagner auf der Abschlussveranstaltung der Social Academy 2014 im Luise-Schröder Saal des Roten Rathauses zu Berlin.

Die Gesellschaft will Ehrenamt fördern! Wie geht das im 21. Jahrhundert?

Als ich das Thema gesehen habe, hab ich drei Anläufe gemacht, einen Text dazu zu verfassen, dann hab ich aufgegeben.

Sorry, ich bin kein 68ziger, ich bin Sozialarbeiter! In meine Augen machen Gesellschaften gar nichts, sondern es sind die Menschen in ihnen die mit ihren unterschiedlichen Interessen handeln und Entscheidungen fällen.

Also habe ich das Thema dekonstruiert, jetzt heißt es:

Ehrenamt fördern - wie geht das im 21. Jahrhundert?

Dieser Einstieg hat für diesen Vortrag eine gefährliche Entwicklung eingeleitet, nichts ist mit mehr Risiko verbunden, als ein Professor, der sich anfängt mit sich selbst zu beschäftigen.
Und so nehmen die Dinge ihren Lauf - ich bin fast 60zig, eher ein Kind des 20. Jahrhunderts. Das 21. Jahrhundert war in meiner Jugend die Zukunft, weit weg, Science Fiktion, Roboter und Raumfahrt, Computer und Laserstrahlen! Und jetzt soll ich also über die Zukunft sprechen in der ich lebe. Ich hab mich also vorsichtig umgeschaut, was ist da los? Gelebter Science Fiction, also gut, einfacher Einstieg, was ist denn nun mit der Technik? Tja, irgendwie ist das Ding ein bisschen anders gelaufen, als sich das die Autoren meiner Jugendbücher vorgestellt haben, Raumfahrt ist da, aber nicht viel, und auch eher als Glücksspiel, wie lange hat wer noch Raketen, um die einzige Raumstation zu erreichen, die wir haben?
Aber es sind ein paar andere Sachen da, die so in den meisten Science Fiction Geschichten nicht vorkamen. Jede Menge Computerspiele, und ein völlig irres Internet, indem sich viele von uns mit all ihren Fantasien im Positiven wie im Negativen ausleben. Soziale Netzwerke, Facebook und WhatsApp sind wichtiger geworden als Raumstationen und Planetenbasen. Smart Phones und Tablet Computer erlauben uns, fast jede Person zu jeder Zeit zu erreichen. Privatheit ist exklusiv geworden und wir sind dabei, so etwas wie ein Babygemeinschaftsbewußtsein zu entwickeln, das uns völlig neue Möglichkeiten bietet. Und hier verlasse ich die Technik, sie ist nur Rahmenausstattung und nicht das Eigentliche, das Wesentliche! Das, was zum Schlüsselbegriff unseres Handels geworden ist, ist
Vernetzung!
Ganz deutlich wird dies, wenn man sich für den Bereich ehrenamtlicher Arbeit anschaut, wie in der sozialen Arbeit vor 40 Jahren Ehrenamtliche gesucht wurden. Das ging ganz einfach:
Hier ein hauptamtlicher Sender, der wusste was er wollte, und der dann mit Flyern oder Anzeigen seine Nachricht, ich brauche Ehrenamtliche für...... rausschickte, und auf der anderen Seite Bürger, die darauf reagierten und sich meldeten! und sagten, " hier sind wir. Was sollen wir tun?"  Das Ganze hatte etwas Hierarchisches. Hier die wissenden Spezialisten, die "Hilfstruppen" für ihr Handeln brauchen, damit sie für die wichtigen Dinge mehr Zeit haben, und dort die Laien, die von den Spezialisten angeleitet werden.
Ich überzeichne hier stark, aber irgendwie schwang dieses Bild in der damaligen  Arbeitsweise sozialer Arbeit mit.

Und heute? So wie damals geht gar nichts mehr, wir brauchen heute zwar auch Spezialisten, aber noch viel wichtiger, wir brauchen alle, um eine unendlich komplexe Gesellschaft gemeinsam zu gestalten. Da sind dann auf einmal auch die ehrenamtlich Tätigen in ihren Bereichen Spezialisten und den Hauptamtlichen nicht nur sinnvolle Ergänzung sondern wertvoller Partner!
Aus dem Bedürfnis Einzelner ist ein gemeinsamer Bedarf Vieler gewordene!
Was aber vielleicht noch viel entscheidender ist, diese Vielen haben in ihren Netzwerken heute andere Beziehungen als das früher der Fall war.

Steigen Sie ein, ich lade Sie zu einer kleinen Zeitreise ein, folgen Sie mir bei der Betrachtung der Beziehungen wichtiger Partner in eine gar nicht so ferne Vergangenheit:
Dort stehen sich gegenüber, Vertreter von Wirtschaft und Sozialbereich.

Interesse aneinander: Hmmm, bestenfalls mäßig.

Soziales sagt zu Wirtschaft: "Gebt uns Geld, dann machen wir das mit der Hilfe für die Menschen schon."
Dabei hinter vorgehaltener Hand zu den eigenen Leuten aus dem Sozialbereich:
"Mein Gott sind die dumm, üble Kapitalisten, nichts gescheckt, aber O.K., wir nehmen das Geld und machen was wir wollen, Ätsch!"

Wirtschaft sagt zum Sozialbereich: "Hier habt ihr Geld, macht was, irgendwas Sinnvolles."
Dabei hinter vorgehaltener Hand zu den eigenen Leuten aus der Wirtschaft:
"Oh Gott, was für Schluffis! Aber egal, wird schon irgendwas rauskommen und fühlt sich ja auch gut an, Gutes zu tun."

Also, wenn man da genau hinguckt, war das noch eine sanfte Form des Ablasshandels. Unser Zeitreise führt doch etwas weiter weg, als angenommen, fast noch zum Mittelalter!

Und, Zeitmaschine abgestellt, wie sieht das heute, hier in meiner Zukunft aus?

Also praktisch, hier in den letzten Tagen in der Social Academy in Berlin, da haben Leute aus Wirtschaft und Sozialbereich gemeinsam Wissen für diejenigen zur Verfügung gestellt, die praktisch in vielen kleinen und großen Organisation des Sozialbereichs tätig sind. Und die Sozialos finden dieses Wissen nicht bäh, sondern spannend, und kommen damit auf Ideen die die Wirtschaftsfachleute staunen lassen, und selber wieder auf neue Ideen für ihre Unternehmen bringt.

Kommunikation beginnt!

Das Wirklich wesentliche dabei ist nicht die Technik irgendeiner Science Fiction Fantasy, sondern eine sich verändernde innere Haltung der Beteiligten. Die Anderen, egal von welcher Seite man schaut, sind nicht mehr doof oder schluffig, sondern spannend! Man ist neugierig aufeinander, will etwas sagen und etwas hören, will voneinander lernen. Es füllt sich fast wie verliebt sein an, hat etwas leichtes und macht Lust auf den Aufbruch zu neuen Ufern. Man ist nicht in zwei Sphären voneinander getrennt, sondern arbeitet gemeinsam in einem Stadtteil, an einer Stadt für eine Welt!

Also, Ehrenamt fördern, heißt hier in der Zukunft des 21. Jahrhunderts:

-     Neugierig aufeinander sein

-     Sich kennen lernen

-     Sich vernetzen

-     Voneinander lernen

-     Gemeinsam Verantwortung übernehmen!

Vielen Dank.




 

Sonntag, September 28, 2014

Wanderausstellung: ENGAGIERT.VIELFÄLTIG.PARTIZIPATIV. EVP // Das eigenverantwortliche Projekt.

Hier ein interessantes Angebot der BKJ - Bundesvereinigung Kultureller Kinder- und Jugendbildung!
















Aus einem großen, kulturellen Projektpool werden in dieser Ausstellung und in der Begleitbroschüre stell­vertretend 49 eigenverantwortliche Projekte von Freiwilligen aufgeführt. Bilder und Erfahrungsberichte stammen von den Freiwilligen selbst. Die Projekte der Jugendlichen sprechen Sinne an – SEHEN und HÖREN, sie regen zum NACHDENKEN an, haben WIRKUNG und WIRKEN mit, sind ERLEBAR Sie sind Beispiele für ENGAGEMENT.VIELFALT.PARTIZIPATION im Freiwilligendienst, im FSJ Kultur.
Ausstellung und Broschüre entstanden mit freundlicher Unterstützung des Kultusministeriums Sachsen-Anhalt.
Das FSJ Kultur ist ein Angebot der BKJ – Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Ju­gendbildung e.V. und der .lkj) Sachsen-Anhalt e.V. Die Freiwilligendienstformate der .lkj) Sachsen-Anhalt e.V. wurden mit dem QUIFD-Quali­tätssiegel ausgezeichnet. Das FSJ Kultur wird unterstützt und gefördert vom Kultusministerium Sachsen-Anhalt, dem Ministerium für Arbeit und Soziales Sachsen-Anhalt, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Landes Sachsen-Anhalt.
Die Ausstellung kann ausgeliehen werden. Bitte wenden Sie sich dazu an Kirsten Mengewein 
Kontaktdaten: Koordinatorin Freiwilligendienste Kultur und Bildung
kirsten.mengewein@jugend-lsa.de // Telefon 0391-2445168

Bisherige Ausstellungsorte:
09. September bis 09. Oktober 2014: Galerie Entrée, Haus 27 des Kultusministeriums Sachsen-Anhalt, Magdeburg
10. bis 11. Oktober 2014: PERSPEKTIVEN. Messe für Bildungs und Berufsorientierung, Magdeburg
14. Oktober bis 14. November 2014: Konservatorium Georg Philipp Telemann, Magdeburg
09. Dezember 2014: JKP-Preisverleihung im OLi-Kino Magdeburg
26. Feburar 2015 bis 25. März 2015: Theologische Hochschulbibliothek Friedensau

Ein kurzer Eindruck der Ausstellung folgt nun.
Die Ausstellung:

Freitag, September 19, 2014

Berliner Helden - Photowettbewerb II

Heute ist der Text des Blogs ganz kurz. Wie im Blog am 30. August berichtet, führt die B.Z. in Berlin einen Fotowettbewerb zu Thema Ehrenamt durch. Die Jury hat 14 Bilder ausgewählt, ein Bild wurde von der Fotocommunity 1414 ausgewählt. Au diesen 15 Photos kann man jetzt im Internet den Gewinner wählen, hier sind die Photos:




















So, und wer nicht nur zuschauen möchte, sondern mit abstimmen will, kann das hier machen:


Viel Spaß!!!












Freitag, September 12, 2014

Ehrenamt - erneut im Zentrum der Organisation sozialer Arbeit

In den letzten 20 Jahren hat sich die Wahrnehmung und Stellung des Ehrenamts bei haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im sozialen Sektor stark verändert. Wenn man früher Hauptamtliche nach Ehrenamtlichen in ihrer Arbeitsstelle fragte, hörte man nicht selten: „Haben wir nicht – brauchen wir nicht“ - obwohl die Angesprochenen bei einem Verein angestellt waren, der von Ehrenamtlichen geführt wurde.

Heutzutage wird wieder klarer wahrgenommen, dass der größte Teil sozialer Organisationen letztendlich von Ehrenamtlichen geleitet wird und dass viele wichtige Entscheidungen über den Einsatz von hauptamtlichen Ressourcen von Ehrenamtlichen getroffen werden. Hinzu kommt eine breitere Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit, diese wird in fast allen Bereichen sozialer Arbeit zumindest als sinnvolle Ergänzung hauptamtlicher Aktivität gesehen. Fast überall wird rege geworben mit dem Ziel, Bürgerinnen und Bürger aller Altersgruppen dazu zu bewegen, ehrenamtlich aktiv zu werden.

Dabei hat sich die Arbeit mit Ehrenamtlichen erheblich verändert: dort wo sie früher „irgendwie“ mitliefen, sind heute in vielen Betrieben Ehrenamtsmanagerinnen und -manager tätig, die sich gezielt und systematisch um die Organisation der Arbeit kümmern. Ehrenamtliche werden oft in Kombination und enger Verzahnung mit hauptamtlich Tätigen eingesetzt. Die Betriebsabläufe sind nicht mehr ausschließlich auf die Arbeitsbedürfnisse der Hauptamtlichen ausgerichtet, sondern rücken im Rahmen einer breiten Qualitätsentwicklung die Bedürfnisse Derjenigen, für die die Arbeit geleistet wird, in den Focus der Arbeitsorganisation. Dabei werden die Anforderungen der Ehrenamtlichen an ihr Arbeitsumfeld mit berücksichtigt. So ist eine Optimierung der Arbeit bei guter Qualität möglich.

Das löst eine ganze Reihe von Veränderungen in der Arbeitsorganisation aus:
- man braucht spezialisierte und gut ausgebildete Ehrenamtsmanager
- man braucht Hauptamtliche, die ehrenamtliches Personal führen können, und man braucht Ehrenamtliche, die Hauptamtliche anleiten können.

Neben den zusätzlich notwendigen Qualifikationen im Bereich der Personalorganisation ist die Notwendigkeit von fachlicher Fort- und Weiterbildung der Ehrenamtlichen selbst angestiegen. So wie z.B. beim Technischen Hilfswerk und der Feuerwehr seit langem komplizierte und teilweise gefährliche Arbeitsprozesse von gut ausgebildeten Ehrenamtlichen bewältigt werden, so werden inzwischen auch im Bereich sozialer Arbeit eine ganze Reihe von Qualifikationen angeboten, die Menschen auf ihren ehrenamtlichen Einsatz fachlich gut vorbereiten. Das reicht von intensiven Gesprächsführungsausbildungen, wie sie z.B. schon seit einiger Zeit im Bereich der Telefonseelsorge üblich sind und jetzt auch für andere ehrenamtliche Beratungs- und Betreuungsfunktionen angewandt werden, bis zu kürzeren Ausbildungen, wie dem Rollstuhlführerschein, und Ausbildungsreihen zu Grundlagenwissen, wie sie vom Landesverband Berlin des Paritätischen für ehrenamtliche Vorstände angeboten wurden.

Die Aufgabe, diese Ausbildungen zu organisieren, fällt den sozialen Organisationen und ihren Verbänden selbst zu. Die staatlichen und privaten Hochschulen sind strukturell in keiner Weise darauf vorbereitet, diese Qualifikationen zu vermitteln. Zum einen fehlt ihnen der für eine schnelle Umsetzung von fachlichen Bedürfnissen notwendige Praxiskontakt, zum anderen sind sie in ihrer Arbeitsorganisation (Berufung neuer Professorinnen und Professoren) nur schwer in der Lage, schnell auf veränderte Ausbildungsbedürfnisse im Feld sozialer Arbeit zu reagieren.

Die strukturelle Veränderung sozialer Arbeit unter Einbeziehung von Ehrenamtlichen in Kernprozesse der Versorgung der Bevölkerung mit sozialen Dienstleistungen wird sich aller Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren noch verstärken. Sie wird angetrieben durch eine insgesamt besser ausgebildete Bevölkerung, die mit den Werkzeugen moderner Technologie und dem Internet in der Lage ist, Informationen wesentlich effektiver zu verbreiten und zu beziehen, als dies noch vor wenigen Jahren der Fall war. Erneut gehen neue Entwicklungen und damit verbundene neue Methoden sozialer Arbeit von Ehrenamtlichen aus. In weitgehend von ehrenamtlicher Arbeit dominierten Organisationen entwickeln selbstbewusste Bürgerinnen und Bürger diese neuen Formen und sind nicht mehr bereit, auf den Staat, öffentliche Finanzierung und den damit verbundenen langsamen bürokratischen öffentlichen Apparat zu warten. Sie gründen und entwickeln aus dem Bedarf oder der Not heraus das, was sie brauchen, und kreative Hauptamtliche nehmen diese Entwicklungen auf und etablieren diese in den Kernbereichen professioneller sozialer Arbeit.

Die staatlichen Sozialbudgets sind nicht in der Lage, den schnell wachsenden Bereich sozialer Organisationen mit hauptamtlichem Personal auszustatten. Die Lücke zwischen privatem Bedürfnis und staatlicher Finanzierung wird durch Arbeitsformen kombinierter Tätigkeit von ehrenamtlichem und hauptamtlichem Personal teilweise geschlossen. Damit stellen sich für verbandlich organisierte soziale Arbeit neue Anforderungen. Es ist ein breites Feld an Fort- und Weiterbildungsangeboten notwendig, um die benötigte fachliche Qualifizierung zu ermöglichen. Es wird Aufgabe der verbandlichen Bildungsorganisationen sein, diese Formate zu entwickeln und durchzuführen.

Schaut man in die Angebote der paritätischen Bildungsorganisationen, so ist ein Teil der Arbeit getan. Angebote zur Ausbildung von Ehrenamtsmanagerinnen und -managern und für die Qualifizierung ehrenamtlicher Vorstände sind bereits vorhanden. Jedoch werden viele neue Formate in den verschiedenen Bereichen sozialer Arbeit zusätzlich notwendig. Als Beispiel sei hier die Arbeit in Jugendeinrichtungen des Bezirks Marzahn-Hellersdorf in Berlin genannt. Die Förderung der Einrichtungen wird in Zukunft davon abhängig sein, dass 30 Prozent der pädagogischen Leistung von Ehrenamtlichen erbracht werden. Solche Arbeitsmodelle sind ohne Qualifizierung der tätigen Ehrenamtlichen längerfristig nicht realisierbar. Sie zu entwickeln ist und bleibt Kernaufgabe verbandlicher Arbeit!

Geschrieben von Beate Häring und Prof. Dr. Stephan F. Wagner
im Auftrag der 
Paritätischen Akademie Berlin

Freitag, September 05, 2014

Rundbrief des Paritätischen Berlin mit dem Schwerpunkt Ehrenamt

Für die Monate September/Oktober 2014 hat der Paritätische Landesverband Berlin einen tollen Rundbrief zum Thema Ehrenamt herausgegeben. In ihm findet man Artikel zu folgenden Themen:


Ehrenamt – erneut im Zentrum der Organisation sozialer Arbeit. Bildung für Ehrenamtliche 


Aus den Erfahrungen eines alten Hasen oder: Die Bedeutung des Ehrenamtes im Paritätischen Berlin 


"Warum machst du das eigentlich?" Ehrenamtlicher Einsatz für die Stadtteilzeitung Steglitz-Zehlendorf 


Kieztreff »Lebensnetz« der Albatros-Lebensnetz gGmbH »Erdmännchen und Co. brauchen dich!« 


"Eine zusätzliche Renten-Versicherung" Nach der Rente ehrenamtlich aktiv – im Nachbarschaftsheim Schöneberg 

Zuhören, anpacken und sich auf andere einlassen

Freude durch Vielfalt - Ehrenamt in der Albert Schweitzer Stiftung - Wohnen & Betreuen


Die schönsten Geschichten schreibt das wahre Leben« Fünf Fragen an Anke Haverkamp, Leiterin des B.Z.-Projekts »Berliner Helden« 

Ehrenamt - Freiwilliges soziales Engagement im Paritätischen Berlin

Der Berliner Freiwilligentag


Wissen, Erfahrung und Kompetenz weitergeben - Projekt "Zeit für neues Berlin" gestartet

Sterne fischen mit System - Der Bezirk Treptow-Köpenick zeigt, wie Engagementförderung gelingen kann


Von beruflicher Orientierung bis Engagement im Ruhestand - Bundesfreiwilligendienst im Mittelhof e. V. 


Mein Bundesfreiwilligendienst
Ein Jahr als Freiwillige in einer Ganztagsgrundschule 


Freiwilligenarbeit gestalten - Anregungen für die ehrenamtliche Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien 

Gemeinsam in der Nachbarschaft - Nachbarn helfen Nachbarn


»Jugendliche erhalten Anerkennung durch ehrenamt-
liche Tätigkeiten« - Fünf Fragen an Fevzi Aktas, Kurdistan Kultur- und Hilfsverein (KKH) e. V.

 Wer wirklich etwas bewegen will, muss raus aus der Wohlfühlfalle - Engagement in der Bildung: Kita- und Schulfördervereine 


Geduld und die Fähigkeit zum Zuhören sind gefragt - Ehrenamt im Drogennotdienst

 Mission: Ehrenamt – So sehen Berliner Helden aus - Foto-Wettbewerb der B.Z.


Vortragsveranstaltung: Das Ehrenamtsstärkungsgesetz - Die wesentlichen Änderungen und die Änderungen dazu im Anwendungserlass der Abgabenordnung


Nicht jeder dieser Überschriften ist selbsterklärend, aber hinter jeder steht ein toller Artikel mit interessanten Informationen. Wer sich die holen will, findet eine Pdf dieses Rundbriefs unter folgender Internetadresse:

http://www.paritaet-berlin.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Rundbriefe/2014-08-09_PAR_Rundbrief_web.pdf