Input
von Prof. Dr. Stephan F. Wagner auf dem paritätischen Pflegekongress am
16.10.2014 in Berlin im Workshop 3.
Betrachtet
man die Rolle des Ehrenamts im Sozialraum in Bezug auf Pflege, so ist zuerst
ein Blick auf einige strukturelle Merkmale unserer Gesellschaft notwendig.
Denn, obwohl Ehrenamt etwas ist, was in erster Linie im Nahbereich des Lebens,
also im Sozialraum stattfindet, ist man doch auf der anderen Seite nur ganz
begrenzt in der Lage, sich durch Handlungen in diesem Raum von generellen
Trends der Gesellschaft abzukoppeln. Wer also über Ehrenamt im Sozialraum
sprechen will, sollte auch über die Entwicklung gesellschaftlicher Strukturen
sprechen.
Und
wie sieht, bzw. sah es da aus, in Bezug auf Pflege und Ehrenamt?
Man
kann im großen Überblick sagen, wenn man auf die letzten 20 Jahre zurückschaut,
dass wir in Deutschland eine recht komfortable Situation hatten.
Uns
standen im hauptamtlichen Bereich vergleichsweise viele kostengünstige
Pflegekräfte zur Verfügung. Eine sich erst in den letzten Jahren abschwächende
relativ hohe Arbeitslosigkeit sorgte dafür, dass wir in Deutschland immer noch
einigermaßen Personal finden konnten und die Löhne in diesem Bereich nicht sehr
hoch waren.
Und
in Bezug aufs Ehrenamt ging es uns auch nicht schlecht. Der Sozialbereich hatte
relativ einfachen Zugang zu Kräften, die in seinen Arbeitsfeldern, und dabei
auch in der Pflege tätig werden wollten. Besonders hervorzuheben ist hier die
Gruppe der über 40jährigen Frauen, also Frauen „nach der Familienphase“, heißt
die Kinder sind schon größer, die keinen Weg zurück in den Arbeitsmarkt
gefunden hatten, und dann auf Ehrenamtlichkeit als sinnvolle Lebensgestaltung
gestoßen sind.
Und natürlich die Gruppe der fitten Alten, also Menschen zwischen 55 und 80,
die aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind und nach einer sinnvollen
Lebensgestaltung gesucht haben.
Und
wenn man sich jetzt der Zukunft zuwendet, was kommt? Was lässt sich erkennen,
wie es werden könnte?
Das
große Schlagwort das bei solchen Ausblicken in die nahe Zukunft im Augenblick
in fast allen Lebensbereichen auftaucht, ist demographischer Wandel.
Heißt:
Wir werden deutlich weniger junge Menschen haben und deutlich mehr alte
Menschen.
Viele, die auf den demographischen Wandel zu sprechen kommen, zeigen in
diversen Vorträgen an dieser Stelle ein Bild, das den Bevölkerungsaufbau zu
Beginn des 20. Jahrhunderts zeigt, das sieht dann wie ein wohlgestalteter
Christbaum aus, und dann wird darauf hingewiesen, wie der sich verändert, und
am Ende kommt dann etwas heraus, das ähnelt einem Turm mit einem flachen
Spitzdach. Und alle kriegen einen Schrecken, und wollen den Christbaum wieder
haben, weil man da bei der Versorgung der wenigen Alten durch viele Junge keine
Probleme hatte. Dabei wird vergessen, dass der Christbaum einem anderen
legitimen und weit verbreiteten Wunsch diametral entgegensteht, dem Wunsch,
gesund alt zu werden. Das günstige Verhältnis von zu Versorgenden zu Versorgern
stellt sich nur her, weil wenige alt werden.
Also
erst mal, bevor wir uns die Situation weiter anschauen. Das, was da mit uns in
unserer Gesellschaft geschieht, ist ein ganzes Stück weit gewollt und
entspricht dem Bedürfnis aller, es ist halt nur anders als früher, da hat das
mit dem alt werden eben nicht so gut geklappt wie heute.
Aber
neben diesem positiven Grundton gibt es eine Reihe weiterer Komponenten. Im
Rahmen dieses gesellschaftlichen Umbaus sinkt in Deutschland die Bevölkerung.
Wir hatten im Jahr 2010 circa 82 Millionen Menschen in Deutschland und für das
Jahr 2050 wird eine Bevölkerungsgröße so zwischen 69 – 74 Millionen angenommen.
In diesem Prozess gehen der nicht gemeinnützigen Wirtschaft langsam aber sicher
die Arbeitskräfte aus. Und da reagiert die sofort drauf, das ist jetzt schon
deutlich spürbar.
Was
wird gemacht?
1.
Jobs werden attraktiver gestaltet, die Löhne fangen
wieder langsam an zu steigen.
2.
Die Frauenarbeitsquote, die in Deutschland im Vergleich
zu anderen europäischen Staaten mit 70% relativ tief lag, wird versucht zu erhöhen.
In diesen Zusammenhang gehört auch der deutlich spürbare Ausbau von
Ganztagskinderbetreuung, wie sie in den letzten Jahren betrieben wurde.
3.
Ältere Menschen werden wieder zurück an die Arbeit
geholt, wie ich das in meinem Lebensumfeld (ich gehe auf die 60 zu) direkt
beobachten kann. Da gehen Menschen in Rente, um dann nach einem halben Jahr
durchaus attraktive Teilzeitbeschäftigungen anzunehmen, und sich einen
Zuverdienst zu schaffen, der dann in Urlaubsreisen oder anderen Formen des
gehoben Konsums fließt.
Was
bedeutet das für uns im Sozialbereich und für die Arbeit mit Ehrenamtlichen im
Sozialraum?
1.
Im Bereich des Hauptamts fällt es uns zunehmend
deutlich schwerer kostengünstige Pflegekräfte zu bekommen. Wir erleben eine
deutlich spürbare Konkurrenz um Arbeitskräfte.
2.
Im Bereich des Ehrenamts gehen uns ein Stück weit die
Ehrenamtlichen aus, oder werden knapp, da Menschen auch im höheren Alter in
einem 24stündigen Tag leben, und wie sagt man so schön, wenn der nicht reicht,
kann man die Nacht noch hinzunehmen, aber dann geht nichts mehr: Wenn Frauen stärker
erwerbstätig sind und ältere Menschen wieder für Geld arbeiten, dann haben sie
wenige Zeit fürs Ehrenamt und wir haben weniger Ehrenamtliche.
Was tun?
Nun, es gibt dann immer den Vorschlag mit der Einwanderung.
Ein bisschen kann das helfen, aber eine tatsächliche Lösung ist von einer
solchen Strategie nicht zu erwarten. Denn alle um uns herum haben in Bezug auf
qualifizierte Einwanderung das gleiche Problem, und versuchen entweder ihr
Fachpersonal im Land zu halten oder Fachkräfte zur Einwanderung in das eigene
Land zu bewegen und anzulocken.
Meiner Ansicht nach ist die Antwort einfach:
Pflege sollte grundsätzlich neu und attraktiv organisiert
werden unter Nutzung der ehrenamtlichen Potentiale des Sozialraums!
Ich will, bevor wir in der Arbeitsgruppe in ein gemeinsames
Gespräch darüber eintreten, die aus meiner Sicht wesentliche. Punkte dieser Veränderung
für Haupt- und Ehrenamtliche kurz aufzeigen, und jeweils kurze Hinweise geben,
was das für verbandliche Strategien bedeuten kann.
Für hauptamtliche Pflegekräfte
1.
die Löhne sollten steigen, heißt Verbände werden sich
dafür einsetzten müssen, das insgesamt mehr Geld in der Pflege vorhanden ist,
damit das für die bei Ihnen organisierten Träger auch bezahlbar bleibt.
2.
Die Arbeit von Pflegekräften sollte aus einer rein
medizinischen Orientierung gelöst werden und in einen neuen Rahmen gegossen
werden, der medizinische und soziale Aspekte von Gesundheit umfasst. Das
bedeutet auch, dass in der Pflege im Sozialraum, in der Hauskrankenpflege und
in Pflegegruppen in Zukunft die Pflege mit attraktiven kombinierten Teams aus
hauptamtlichen Personal und ehrenamtlichen Kräften erbracht wird.
Für den Bereich ehrenamtlicher Arbeit
1. Technik
Bitte nicht erschrecken ich will hier weder eine Debatte über Pflegeroboter
beginnen, noch möchte ich Roboter als Ehrenamtliche anwerben. Ich denke da sind
wir Jahrhunderte, wenn nicht sogar Ewigkeiten von entfernt. Aber wenn man genau
hinschaut, so hat sich durch den Einsatz moderner Technik die Arbeit im Bereich
ehrenamtlicher Arbeiten in den letzten 15 Jahren wesentlich verändert. Wenn wir
in den unterschiedlichen Sozialräumen nicht über die internetgestützten
Vermittlungssysteme für Ehrenamtliche verfügen würden, wäre der in den letzten
Jahren gestiegene Bedarf an Ehrenamtlichen kaum zu decken gewesen. Der
Sozialraum enthält eine Fülle von Ressourcen, die über die klassische
Informationsmethode des sich gegenseitigen Erzählens nicht mehr erfassbar sind.
Hier sind moderne, computergestützte Systeme, wie sie zum Beispiel für
Teilbereiche sozialraumorientierter Arbeit vom „Verband für sozialkulturelle
Arbeit“ im Kiezatlas entwickelt wurden, die Sozialdaten für ehrenamtliche und
hauptamtliche Kräfte auf einfache Weise sichtbar und benutzbar machen, dringend
notwendig. Die hierfür notwendige Technik kann vom Sozialbereich nicht alleine
entwickelt werden, da sollte die Wirtschaft, insbesondere Unternehmen aus dem
IT-Bereich, mit ran. Es gibt bei diesen Unternehmen, wie ich in meinem
Arbeitsleben bei der Entwicklung der Internetseiten für die Vermittlung von
Ehrenamtlichen für das Land Berlin erlebt habe, eine große Bereitschaft hier
mitzuarbeiten, oft auch pro bono. Aber es gibt bei den Sozialverbänden kaum
Ansprechpartner dafür und keine gezielte Entwicklungsstrategie für diesen
Bereich. Von daher wünsche ich mir, das die Verbände zumindest auf Bundesebene,
endlich Referentenstelle schaffen, die sich mit der Entwicklung IT und
technikgestützer Sozialarbeit, insbesondere im Sozialraum, fachlich
qualifiziert auseinander setzten und diesen Bereich aktiv entwickeln.
2.
Qualifiziertes Ehrenamt
Wir werden in Zukunft im Umfeld von Pflege und in der Pflege mit großer
Wahrscheinlichkeit Ehrenamtliche einsetzen müssen. Dies wird bei den
geschilderten Rahmenbedingungen wahrscheinlich unvermeidlich sein, einfach weil
uns die notwendigen vielen Menschen fehlen, um neben den anderen notwendigen gesellschaftliche
Aufgaben, alle Tätigkeiten der Pflege mit professionellen Fachkräften zu bewältigen.
Das bedeutet Ehrenamtliche qualifizieren zu müssen und für kompliziertere,
verantwortungsvolle Tätigkeiten auszubilden. Eigentlich ist das nichts Neues,
wir tun das in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen längst. Ich
erinnere hier an die freiwillige Feuerwehr, an die gut ausgebildeten
Ehrenamtlichen im Bereich der Telefonseelsorge, der Hospize und an die
Rettungssanitäter, die alle als Ehrenamtliche mit Ausbildung seit Jahren
verantwortlich tätig sind.
Dabei sind wir gut beraten bei der Neuorganisation der Pflege die Kirche im
Dorf zu lassen, heißt, komplizierte verantwortungsvolle Pflegevorgänge werden
bei Hauptamtliche bleiben müssen, aber einfacherer Tätigkeiten, die werden von
Ehrenamtlichen gemacht werden können. So wie die freiwillige Feuerwehr die Scheune
löscht und man beim Brand des Chemiewerks die Berufsfeuerwehr holt. Solch
qualifiziertes Ehrenamt ist ein wesentliches Moment um im Bereich Konkurrenz um
Arbeitskräfte mit der Industrie und der Wirtschaft bestehen zu können. Wenn man
den Menschen verantwortungsvolle Tätigkeiten anbieten kann, wenn sie in den
Bereichen, in denen sie arbeiten mitbestimmen und mitgestalten können, dann ist
das attraktiv und Geld tritt als Motivator an die zweite Stelle. Wir erleben
das praktisch im Bereich der Ausbildung der sozialen Berufe. Obwohl die
sozialen Berufe nicht im Ruf stehen, besonders gut bezahlt zu sein, können sie
in Deutschland nach dem Abitur eher Medizin als Sozialarbeit studieren, einfach
weil es im Bereich der sozialen Arbeit so viele Bewerberinnen und Bewerber auf
die vorhandenen Studienplätze gibt.
Was heißt das für verbandliche Arbeit? Die Verbände, auch der Paritätische,
haben in den letzten Jahren ihr Engagement im Bildungsbereich eher zurückgefahren.
Da wo im Jahr 2001 noch 4 Referentenstellen beim Gesamtverband im
Bildungsbereich zur Verfügung standen, gibt es heute mal gerade noch eine halbe
Stelle zur Koordination der Bildungsarbeit im Verband. Die Entwicklung von
Ausbildungsgängen für Ehrenamtliche, und noch wichtiger, die Durchführung und
Organisation solcher Ausbildungen ist kostspielig und aufwendig, dies wird ohne
intensives verbandliches Engagement nicht gehen. Dazu gehört, neben einem
Umsteuern der Schwerpunkte verbandlicher Arbeit, das die Verbände Druck auf die
Politik auf Bundes- und Landesebene ausüben, so das für die Kosten solcher
Fortbildungen zusätzliche staatliche Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Fachausbildungen für Ehrenamtliche müssen für diese kostenfrei sein. Man wird
nicht erwarten können, dass die Menschen neben ihre Arbeitszeit auch noch Geld
für ihre Ausbildung spenden!
3.
Pflegende Ehrenamtliche
Ein heißes Thema, und ich will hier nicht im Detail Empfehlungen abgeben, das
würde einer notwendigen intensiven Debatte, deren Ergebnisse offen sind, vorgreifen.
Aber ich möchte auf etwas hinweisen, was wir heute schon sichtbar ist. Im
Bereich der Familienpflege übernehmen pflegende Angehörige wesentliche Teile
der Pflege, das reicht vom Waschen und Hilfen bei der Nahrungsaufnahme bis hin
zum Wechseln von Verbänden. Niemand ist bisher auf die Idee gekommen, das als
unqualifiziert zu bezeichnen und den Angehörigen Verantwortungslosigkeit im
Umgang mit ihren Lieben vorzuwerfen. Aber sobald man den Vorschlag macht,
solche Tätigkeiten in der Pflege Ehrenamtlichen zu übertragen, heißt es sofort:
Unmöglich, Dequalifizierung, Ausverkauf der Pflege. Ich denke dass wir in
dieser Debatte mehr Augenmaß und Ruhe brauchen. Da niemand ernsthaft der
Familienpflege widerspricht, und Blutsbande, Verwandschaftsverhältnisse an sich
kein qualifizierendes Moment sind, gibt es hier einen Bereich, der uns zeigt,
das man das Verhältnis zwischen ehrenamtlicher und hauptamtlicher Pflege tatsächlich
neu gestalten kann, ohne etwas grundsätzlich Neues zu machen. Und wir werden
dringend Bedarf haben. Hier nur ein kleiner zusätzlicher Hinweis. Immerhin fast
die Hälfte der Pflege wird im Augenblick von pflegenden Angehörigen erbracht,
und im Augenblick haben die meisten zu Pflegenden Angehörige. Das wird in
Zukunft nicht mehr so sein. Mehr als 30% der Frauen im gebärfähigen Alter haben
heute keine Kinder. Das heißt auch, dass da noch mal eine große Zahl von Männern
da ist, die keine Kinder haben. Man kann also in Zukunft davon ausgehen, dass es
eine große Gruppe von Menschen geben wird, bei denen schon aus objektiven Gründen
Familienbande nicht Grundlage von Pflege sein können.
Aufgabe der Verbände ist hier aus meiner Sicht, uns in einem ersten Schritt
ehrlich zu machen und eine Diskussion darüber zu führen, welche Veränderungen
hier möglich und notwendig sind. Im weiteren Prozess wird man dann den
stattfinden Umbau fachlich begleiten müssen und ein Wächteramt übernehmen müssen,
damit aus gesellschaftlichen Notwendigkeiten nicht persönliche Nachteile im
Rahmen von selbstsüchtigem Gewinnstreben werden!
4.
Behandelte Ehrenamtliche
Hier sei nur, wie im vorherigen Punkt, ein kurzer Hinweis gegeben. Wir
akzeptieren, dass bei Diabetes, und einigen anderen Krankheiten, Menschen sich
selbst spritzen. Niemand ist bisher auf die Idee gekommen, dass diese Menschen
eine Ausbildung als Krankenpfleger oder Altenpfleger machen sollten. Man ist in
diesen Fällen davon ausgegangen, das ein durchschnittlich gut ausgebildeter
Mensch dies unter Anleitung einer Fachkraft lernen und nach einiger Zeit
weitgehend ohne fremde Hilfe machen kann. Dies zeigt, das man bei den Aufgaben,
die in der Pflege von Ehrenamtlichen übernommen werden können, noch mal genau
nachdenken sollte, was wirklich Dequalifizierung ist und was sinnvolle
Reorganisation ist.
5.
Ausbau der ambulanten Versorgung im Lebensbereich der
Menschen
Ich denke das ist klar und einfach. Fast niemand will wirklich am Ende seines Lebens
aus seinem angestammten Lebensumfeld herausgerissen werden. Hier bietet der Sozialraum
mit seinen vielfältigen Ressourcen an ehrenamtlicher Unterstützung zahlreiche Möglichkeiten
im Rahmen von Hauskrankenpflege und Pflegegruppen in Wohnbereichen den
Betroffenen ein Verbleiben in ihrer gewohnten Umgebung zu ermöglichen. Was
notwendig ist, dass pflegerische und soziale Fachkräfte lernen die vorhandenen
Ressourcen zu nutzen und sich gegenseitig zu unterstützen. Hier sind Verbände
aufgefordert die notwendigen Fachdebatten der bisher oft getrennt arbeitenden Bereiche
anzuregen und zu unterstützen, aber auch mit Wissenschaftlern zu kommunizieren,
so dass die für diese Fachdebatten notwendigen abgesicherten
Forschungserkenntnisse bereitgestellt werden.
6.
Aktive Unterstützung der Lebensfreude und des
Selbstwertgefühls
Kombinierte Pflege in gemischten Teams von hauptamtlichen Fachkräften und
ehrenamtlich Tätigen bietet die Chance, den ganzen die Gesundheit unterstützenden
Bereich des Soziallebens in die Gestaltung der Gesundheit des Einzelnen mit
einzubeziehen. Da geht es dann um angemessene Formen der Körperbewegung, um
gesunde, sinnvolle Ernährung und um die Kraft, die Einzelne aus der
Gemeinschaft ziehen können. Dies bedeutet, dass sich die Aufgaben von Pflegekräften
ein Stück weit hin in Richtung soziale Tätigkeiten verschieben. So wird z. B.
auch das Anleitung von ehrenamtlich Tätigen zur Aufgabendefinition der Pflege
gehören. Hier wird ein intensives vernetzen und zusammenarbeiten mit bestehende
Nachbarschaftsdiensten im Sozialraum notwendig werden, um dieses neue
ganzheitliche Feld der begleitenden Unterstützung ältere Menschen zu schaffen.
Aufgabe der Verbände wird hier neben der aktiven Organisation der fachlichen
Debatte die kreative Umgestaltung der finanziellen Ressourcen sein. Dieses neu
gestaltet Arbeiten wird die Kombination von Mittel aus dem Bereich der
Krankenversicherung, der Pflegeversicherung und der klassischen sozialen Arbeit
erfordern. Hierfür eine sinnvolle, und operational beherrschbare Finanzarchitektur zu schaffen, bei gleichzeitige Sicherstellung der
notwendigerweise verbesserten Mittelausstattung für die Versorgung vor Ort übersteigt
die Fähigkeit der konkreten Akteure im Sozialraum und kann nur mit der
fachlichen Kompetenz erfahrener Sozialverbände bewältigt werden.