Sonntag, Januar 05, 2014

Ehrenamt am Silvesterabend

Melanie Mittmann (19) wird dieses Jahr Silvester wieder auf der großen Party-Meile am Brandenburger Tor verbringen. So wie die letzten vier Jahre. „Wo soll ich denn sonst hin?“, fragt sie. „Zu Hause wäre ich ja allein, schließlich sind meine Freunde auch alle am Tor.“


                                     150 Helfer waren am Brandenburger Tor im Einsatz

Allerdings läuft die Nacht bei der angehenden Krankenschwester nicht ganz so ab, wie bei den anderen der gut eine Million Besucher auf der Party-Meile. Denn während die feiern, sind Melanie und ihre Freunde an Silvester im Helden-Dienst – ehrenamtlich für das Rote Kreuz im „vorbeugenden Sanitätsdienst“. Heißt: „Betrunkene versorgen, Unterkühlte behandeln und Verletzte ins Krankenhaus bringen“, erklärt der stellvertretende Einsatzleiter, Martin Kreuziger (32). Wie Melanie gehört er zum Team des Kreisverbands Müggelspree, das heute Abend in einem der fünf Rot-Kreuz-Hilfsstellen aktiv ist, die rund ums Tor eingerichtet sind.

Aber so ein richtiges Opfer ist das gar nicht, wenn man Martin glauben kann: „Manche finden zwar, wir hätten einen Knall, gerade an Silvester zu arbeiten. Aber wir freuen uns alle auf den Einsatz“, sagt er.

Dabei ist der Job extrem anstrengend. Rund 100 Besucher dürften es wieder sein, die in der Nacht betreut werden müssen. „Und sich durch die Menge zu kämpfen, ist dabei kein Spaß“, sagt Falco, der extra aus München angereist ist, um in seinem Urlaub mitzuhelfen.

Deshalb haben die Rot-Kreuzer ein paar Bitten und Tipps an alle Besucher: „Bitte macht Platz, wenn wir durchmüssen. Und wer einen Notruf sendet, findet an den Laternen Nummern zur Orientierung“, erklärt Sanitäterin Katleen Picker (26) und rät: „Zieht euch warm an und achtet drauf, wo euer eigenes Alkohol-Limit liegt.“

Anstoßen mit Kindersekt

Denn Betrunkene sind neben der Kälte das größte Problem an Silvester. Magen auspumpen gehört trotzdem nicht zu den Aufgaben der Helfer. „Das machen die Leute schon von allein“, sagt Katleen und lacht. Aber das Erbrochene tragen die Helfer dann tütenweise aus den Zelten. „Der mieseste Job des Abends“, sagt Martin.

Wer Hilfe bekommt, kann deshalb übrigens gern mal Danke sagen. Das freut die Helfer. Und kommt viel besser an als anzügliche Sprüche an die weiblichen Sanitäter.

Dramatische Unfälle sind zum Glück selten: „An den Zäunen hat sich mal jemand die Hand durchbohrt und eine Frau den Hintern aufgespießt“, sagt Falco.

Wenn sie Glück haben, können die Silvester-Helden an Neujahr dann sogar selbst kurz anstoßen. „Aber nur mit Kindersekt“, betont Melanie.
Wer das Rote Kreuz als ehrenamtlicher Helfer oder als Fördermitglied unterstützen will: Berliner Rotes Kreuz, Bachestraße 11, 12161 Berlin, Tel: 850050

Übernommen von Berliner Helden. Eine Aktion der BZ
http://www.berliner-helden.com/helden/guten-rutsch/

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