Samstag, Mai 12, 2012

Ehrenamt in NRW



Morgen, am 13. Mai wird in NRW ein neues Landesparlament gewählt. Aus diesem Grund haben wir uns mal die letzte Länderauswertung des Landes NRW im Freiwilligensurveys aus dem Jahr 2009 angesehen, um zu schauen, wie sieht es den in diesem Bundesland aus mit dem ehrenamtlichen Engagement?


Beteiligung der Bevölkerung am ehrenamtlichen Engagement

Seit 1999 liegt die Quote der freiwillig Engagierten in NRW stabil bei 35%.


Altersgruppen

Unterhalb der stabilen Durchschnittswerte im Engagement zeigen sich markante Veränderungen in den Altersgruppen. Bemerkenswert und kritisch ist der starke und kontinuierliche Rückgang des Engagements in der Altersgruppe der 14- bis 30-Jährigen zwischen 1999 und 2009. Dieses Bild zeigt sich in allen Unterteilungen dieser Altersgruppe. Das Engagement betrug 2009 bei den 14- bis 19-Jährigen nur noch 32%, bei den 20- bis 24-Jährigen 29% und bei den 25- bis 29-Jährigen 28%. Betrachtet man die Gruppe insgesamt (14 - 30-Jährige), so haben sich im Jahr 1999 in dieser Gruppe 37% der Menschen engagiert, 2009 waren es noch 29%. Sehr gestiegen ist dagegen unter den jungen Menschen in NRW der Anteil der „nur“ öffentlich Aktiven (von 36% auf 46%). Diese Gruppe ist relativ gut auf freiwilliges Engagement ansprechbar. Anders als in der jüngsten Altersgruppe verlief die Entwicklung des freiwilligen Engagements bei den 31- bis 45-Jährigen, in der ein Zuwachs von 36% auf 41% zu verzeichnen ist. Diese jüngeren Familienjahrgänge haben sich in NRW zur führenden Gruppe beim freiwilligen Engagement entwickelt. Dazu trug auch bei, dass die für die Zivilgesellschaft (auch wegen der überdurchschnittlichen Ausübung von Leitungsfunktionen) wichtige Gruppe der 46- bis 59-Jährigen seit 2004 weniger freiwillig engagiert ist (1999: 42%, 2009: 39%), damit ihre „Führungsrolle“ an die jüngere Gruppe abgegeben hat. In der ältesten Gruppe der ab 60-Jährigen stieg das Engagement zwischen 1999 und 2004 deutlich an (+6 Punkte auf 31%), um dann wieder ein wenig zurückzufallen (2009: 30%). Wegen des gleichzeitig starken Zuwachses der Gruppe der „nur“ Aktiven (von 30% auf 42%), haben sich die Chancen für eine noch stärkere Einbeziehung älterer Menschen ins freiwillige Engagement deutlich erhöht


Monetarisierung

Erhielten 1999 in Nordrhein-Westfalen 17% der Engagierten Vergütungen für ihre Tätigkeit, so waren es 2009 20% (bundesweit: 24%). 11% erhielten Sachzuwendungen, 8% pauschalierte Aufwandsentschädigungen. 4% der Engagierten bekamen eine geringfügige Bezahlung und 2% Honorare (Mehrfachnennungen). Auf Bundesebene (auf Landesebene nicht auswertbar) werden Vergütungen in einigen Bereichen häufiger gezahlt: in der Politik, bei der freiwilligen Feuerwehr und den Rettungsdiensten, in der Jugendarbeit und der Erwachsenenbildung. Freiwillige in den Bereichen Kindergarten und Schule, Freizeit und Geselligkeit, Umwelt- und Tierschutz sowie Kirche und Religion kommen dagegen eher selten in den Genuss einer Vergütung. Die Höhe liegt in der Regel bei weniger als 50 Euro im Monat, und wird von den Engagierten zumeist und seit 1999 häufiger als ausreichend eingestuft.


Arbeitsmarktnähe des Engagements

Arbeitsmarktnähe (in einem weiten Sinne) liegt vor, wenn Tätigkeiten mit einem ähnlichen Arbeitsspektrum nebeneinander her als bezahlte Erwerbstätigkeit und als freiwilliges Engagement durchgeführt werden. 30% der Engagierten beobachteten 2009 in Nordrhein-Westfalen eine solche Parallelität (1999: 25%). In solchen Fällen wollten 27% der Freiwilligen die Tätigkeit lieber gegen Bezahlung ausüben (1999: 24%). Diese Parallelität von Hauptberuflichkeit und Freiwilligkeit, in Kombination mit dem Bedürfnis, selbst lieber bezahlt tätig sein zu wollen, betraf in NRW 1999 erst 5,5% der Engagierten, 2009 bereits 7,7%. Sie nahm seit 2004 bei den Arbeitslosen besonders zu (19%, nur bundesweit darstellbar), und auch bei Engagierten im Alter von bis zu 30 Jahren. Mit 19% waren junge Leute in NRW sogar besonders häufig parallel zu bezahlten Mitarbeitern tätig und wollten ihre Tätigkeit lieber bezahlt ausüben (1999 erst 10%).


Umwandlung bezahlter in freiwillige Tätigkeiten

Die Frage, ob im Umfeld von freiwillig Engagierten Tätigkeiten, die zuvor durch hauptamtliche Beschäftigte ausgeübt wurden, inzwischen durch Freiwillige ausgeführt werden, bejahten 13% der Engagierten in Nordrhein-Westfalen (und auch 13% bundesweit). 79% hatten das noch nicht beobachtet, und 8% konnten oder wollten sich dazu nicht äußern. Auf Bundesebene kommen vermehrt Hinweise auf Umwandlung von hauptberuflichen in freiwillige Tätigkeiten aus den Bereichen Jugendarbeit und Erwachsenenbildung, Politik, Gesundheit und Soziales


Auswahl typischer freiwilliger Tätigkeiten in Nordrhein-Westfalen

- Kirche: Kommunionsunterricht begleiten
- Schule: Elternvertretung in der Klasse
- Schützenverein Schießsport: stellv. Brudermeister, Jugendwart
- Schulpflegschaft (Elternrat): Klassenkasse, Elternabende organisieren und Kontakt zu den Lehrern
- Sportverein: Mithilfe bei Festlichkeiten
- Tennis: Platzwart
- Kinderferienspiele: Kinderbetreuung
- Katholische Kirchengemeinde: Organisation und Betreuung
- Sonderschule: Kinderbetreuung
- Seeniorenzentrum Sozialdienst: Unterhaltung, Betreuung alter Menschen
- Dortmunder Tafel: Telefonistin
- Bürgerverein: Betreuung
- Selbstverteidigungsverein: Jugendbetreuung
- Kirchlicher Gospelchor: Organisatorin, Mitglied im Chor
- Kopfwelten e.V. - Stereotype Bilder von schwarzen Menschen: Pressearbeit
- Tierheim : Hunde ausführen, Tiere aufpäppeln, Tiere pflegen, Ställe säubern
- Wirtschaftsjunioren: Beratung von Jugendlichen
- Kompetenzentwicklungen: Vortragstätigkeit, Weiterbildung
- Schützenverein: Vorstand
- Partei SPD: Ortsvereinsvorsitzender
- Schule, Kindergarten, Familie – Lesen mit Kindern, Betreuungsarbeiten: Beratung und Hilfe bei Unterrichtsprojekten
- Blasorchester: Jugendbetreuung
- Kindergarten: Außenanlagen pflegen
- Förderverein eines Altenheimes: Organisieren, Ausflüge
- Selbsthilfegruppe: Leiter von MS-Kranken
- Förderverein der Grundschule Eschweiler über Feld: Generelle Unterstützung
- Schule–Elternvertreter: Elternversammlung, Organisation von Schulfesten
- Unser Dorf soll schöner werden: Kirchhof säubern, Büsche pflanzen, streichen etc.
- Kinderkirchenchor: Helfer und Organisator
- Klassenpflegschaft: Vorsitz
- CDA (Christlich-demokratische Arbeitnehmerschaft): Beratung von Menschen mit Problemen am Arbeitsplatz
- Weiterbildung in der kirchlichen Jugendarbeit: Vorträge halten und Diskussionen führen, auch Einzelgespräche führen
- Rettungshundestaffel, ASB Rettungshundestaffel, Ausbildung zum Rettungshund
- Florian-Singers, Chor: Notenwart
- Kindergarten einer römisch-katholischen Gemeinde: Betreuung der Kinder, lese ihnen etwas vor und spiele mit ihnen
- Katholische Arbeitnehmerbewegung, Kolping: Als Vorstand bin ich für Bildungsarbeit zuständig
- Pfadfinder: Mitsprache im Elterbeirat und in der Jugendförderung



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