Sonntag, Juli 23, 2006

Versicherung

http://www.bmas.bund.de/Navigation/root,did=96916.html

Die Bundesregierung hat eine Broschüre zum Versicherungsschutz für das Ehrenamt herausgegeben. Auf den Seiten des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales kann man die Broschüre „Zu ihrer Sicherheit - Unfallversichert im Ehrenamt“ unter dem oben angegebenen Link bestellen oder als PDF-Datei herunterladen.

Hier eine kurze Inhaltsangabe der Broschüre, damit jeder selber entscheiden kann, ob er sie braucht.


Vorwort

Naja, so wie immer. Das Photo von Müntefering ist ganz nett und ansonsten locker staatstragend.


Vorbemerkung

Das wäre wirklich besser gegangen. Nicht nur das im Rahmen des Versuchs alles mit schönen Worten zu schildern der Endruck entsteht, das die Hospizbewegung außerhalb der traditionellen Wohlfahrtsverbände angesiedelt ist, was schlichtweg falsch ist, am Ende kommt der typische deutsche kleine Horrorladen, was einem da im Ehrenamt so alles passieren kann und warum man jetzt nun unbedingt Schutz braucht. Liest sich fast wie eine Werbung für einen James Bond Einsatz. Eher suboptimal.


Der Unfallversicherungsschutz bei ehrenamtlicher Tätigkeit

Ist so eine typische Amtsbroschüre in diesem Teil. Man erfährt, dass nur die staatstragend tätigen Ehrenamtlichen versichert sind, wird auch schön sozialpolitisch begründet. An dieser Stelle der Broschüre steht man dann aber mit dem Wissen da, das einige Ehrenamtliche versichert sind und einige nicht, man weiß aber nicht wo genau die Trennlinie ist. So zuzusagen, statt Versicherung „Allgemeine Verunsicherung“.


Was ist ein Ehrenamt

Wäre besser nicht geschrieben worden. Man kommt zur genialen Definition, dass das Ehrenamt die Übertragung einer Aufgabe voraussetzt (Amt) und die Unendgeldlichkeit (Ehre) des Handelns. Es ist schon spannend dass selbst im Jahr 2006 die Bundesregierung immer noch davon ausgeht, dass der deutsche Bürger nicht ohne Aufträge handelt und die selbständige Betätigung des Bürgers zumindest in der Definition des Ehrenamts durch den Staat nicht vorkommt.


Teil B: Allgemeines zur gesetzlichen Unfallversicherung

Ist ganz in Ordnung. Man bekommt einen kurzen Überblick, erfährt wann man versichert ist und wann nicht, und welche Ausnahmen es gibt.


Wer ist in der gesetzlichen Unfallversicherung geschützt?

Gut gemacht, man bekommt klare Hinweise und weis ersten ungefähr wer den Schutz erhält und zweitens wenn man fragen muss, um genaueres zu erfahren.


Wie ist die gesetzliche Unfallversicherung organisiert?

Man erfährt aus dem Text zwar nicht klar, warum man das jetzt wissen muss, aber man wird gut informiert und nicht verwirrt, von daher, geht schon.


Wie wird die gesetzliche Unfallversicherung finanziert?

Die Regierung macht in diesem Text einfach: Ei Jungs und Mädels, wir sind toll. Hätte man sich komplett sparen können. Hier hätte die kurze knappe Aussage, das die Versicherung für ehrenamtlich Tätige beitragsfrei ist, ausgereicht.


Welche Aufgabe hat die gesetzliche Unfallversicherung?

Einfach dito bzw. siehe oben.


In welchen Fällen ist man in der gesetzlichen Unfallversicherung geschützt?

Antwort: Versichert sind Arbeitsunfällen, Wegeunfälle und Berufskrankheiten.
Klasse! Es geht doch. Die Antwort ist kurz, knapp verständlich und informativ.


Wann liegt ein Arbeitsunfall vor?

Wird gut erklärt und ist verständlich.


Was ist eine Berufskrankheit?

Auch hier ist die Broschüre kurz, knapp und klar.


Welche Leistungen erhalten Versicherte nach Eintritt eines Versicherungsfalles?

Der ganze Abschnitt ist ebenfalls gut gemacht. Der komplizierte Leistungskatalog wird kurz und klar gegliedert dargestellt. Einzelne Hervorhebungen erleichtern das Textverständnis.


Auch für die vier folgenden Abschnitte

Wie ist der Lebensunterhalt der Versicherten nach Eintritt eines Versicherungsfalles gesichert?

Wann wird eine Rente gezahlt?

Wie hoch ist die Rente?

und

Sind auch Hinterbliebene abgesichert?

kann gesagt werden, ja kann man so machen, versteht man und ist als Orientierung so brauchbar.


Teil C: Welche Personengruppen der ehrenamtlich Tätigen sind in der gesetzlichen Unfallversicherung geschützt?

Die am Anfang ausgelöste allgemeine Verunsicherung wird hier teilweise aufgelöst. Das wird gut gemacht. Die verschiedenen versicherungsberechtigten Personengruppen werden vorgestellt, die jeweilige gesetzliche Grundlage aufgezeigt und erläutert. Es wird der selbstständige Gestaltungsrahmen der Bundesländer ansatzweise deutlich und die Möglichkeit zur freiwilligen Versicherung. Trotzdem bleibt die Kritik, und dies ist eine Kritik am Gesetzgeber und nicht an dieser Broschüre, dass hier Ehrenamt nur im Rahmen fixierter verbandlicher Strukturen gedacht wird. Gerade im Paritätischen Wohlfahrtsverband haben wir die Erfahrung gemacht, das Neues oft erst mal außerhalb der Verbände, der Kirchen und staatlicher Strukturen entsteht, und sich dann, wenn es festerer Formen bedarf, in diese Strukturen integriert. Besonders in Deutschland ist das Ehrenamt von starken informellen Hilfestrukturen in den Nachbarschaften, Wohngebieten, Kiezen und Dörfern gekennzeichnet. Dieses Feld gesellschaftlicher Selbstorganisation bleibt bei der jetzigen gesetzlichen Struktur ausgeblendet. Schade!


Teil D: Welcher Unfallversicherungsträger ist zuständig?

Es wird eine allgemeine Übersicht über die verschiedenen Möglichkeiten Zuständigkeiten geboten, die im konkreten Fall nicht sofort weiter hilft, aber eine allgemeine Orientierung ermöglicht, von der aus man sich weiter durchfragen kann. Herauszuheben ist der Hinweis auf die Hotline der Berufgenossenschaften 01805 – 188088 wo man sich für 12 Cent pro Minute beraten lassen kann.


Teil E: Beispiele: Gesetzlicher Versicherungsschutz – ja oder nein?

Eine ganze Reihe praktischer Beispiele werden kurz skizziert, die es ermöglichen, sich beim lesen ein konkretes Bild zu machen. Ziemlich konkret und fast der beste Teil der Broschüre. Für folgende Stichworte finden sich Beispiele:

Aktion „Die Stadt soll sauber bleiben“

Altenhilfe
Besuchsdienste in der ambulanten und stationären Krankenhilfe
Kulturangebote für Seniorinnen und Senioren
Leiterinnen und Leiter von Seniorengruppen

Amphibienschutzaktionen (Krötensammlungen

Baumaßnahmen am Sportplatz/Vereinshaus durch Vereinsmitglieder

Betreuerinnen und Betreuer

Brauchtumsveranstaltungen wie das Dorffest oder das Aufstellen eines Maibaums

Bürgerbusse

Elternbeiräte in Kindertageseinrichtungen

Förderverein, betreiben eines Schwimmbades oder eines Museums

Freiwilligenagenturen (Freiwilligenzentren/Ehrenamtsbörsen)

Geldsammlungen

Heimbeiräte

Hilfstransporte ins Ausland

Hospizbewegung

Jugendclubs

Kinderbetreuung durch Seniorinnen und Senioren („Wunschomas/-opas“)

Kirche (öffentlich-rechtliche Religionsgemeinschaft)
Ministrantinnen und Ministranten
Kirchenchor/Kirchenchorausflug
Mithilfe beim Pfarrfest
Jugendarbeit in einer Kirchengemeinde

Krankenhausbesuchsdienste

Park- und Grünanlagen


Schulen
Schulbetreuungsverein
Eltern- und Fördervereine
Schulträgervereine
Elternvertretung
Eltern die als Aufsichtspersonen an Ausflügen oder Klassenfahrten teilnehmen
Schulwegehelfer /Elternlotsen)
Schulbusbegleiter
Schülerlotsen
Schulfeste
Mithilfe bei Renovierungs- und Sanierungsarbeiten an Schulen

Selbsthilfegruppen

Spielplatzpatenschaften

Vereinstätigkeiten


Teil F: Häufig gestellte Fragen

Unter fünf Stichworten werden eine ganze Reihe häufig gestellter Fragen zum Versicherungsschutz beantwortet. Auch dieser Teil ist konkret und hat seinen Charme. Die Trefferquote bei einem konkreten Problem bleibt bei einem so gestalteten Vorgehen ein Stückweit auch Glückssache.
Die Stichworte sind:

Pflichtversicherung

Freiwillige Versicherung

Leistungen

Anmeldungen

Gruppenversicherungen für Unfall und Haftpflicht



Im Teil G: Schutz beim sonstigem bürgerschaftlichem Engagement werden dann noch ein paar Sachen angesprochen, die sich sonst nicht einordnen lassen. Es folgen eine annehmbare Checkliste zum praktischen Gebrauch und Adressen die für das Thema Versicherungsschutz Sinn machen sowie ein Auszug aus dem Sozialgesetzbuch VII. Es werden die § 1, 2, 3, 6 und 13 soweit abgedruckt, als sie den Versicherungsschutz von Ehrenamtlichen betreffen.

Gesamturteil:
Na ja, ganz brauchbar, manchmal etwas befremdlich, besonders auf den ersten Seiten, aber abgesehen von den dort zu findenden Patzern eine Broschüre die man weiter empfehlen kann.

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