Mittwoch, Juli 05, 2006

Das Sonntagsblatt der Diakonie Bayern

http://www.sonntagsblatt-bayern.de/news/aktuell/2006_26_11_02.htm

Das Sonntagsblatt der Diakonie Bayern setzt sich unter der Überschrift:

Wie machen Sie sich stark fürs Ehrenamt?

Mit ehrenamtlicher Arbeit auseinander. Drei hauptamtliche kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und eine ehrenamtlich Tätige äußern sich in kurzen Statements zum Ehrenamt. Diese kurzen Statements lesen sich wie eine Anleitung zur Arbeit mit ehrenamtlichen Mitarbeitern.


Frau Barbara Wilkens , Pfarrerin, München sagt:
»Wichtig ist, dass Ehrenamtliche spüren: Ich als Pfarrerin habe Zeit für sie. Ehrenamt findet heute nicht mehr unter dem Opferaspekt statt, die Menschen wollen wahrgenommen und anerkannt werden, eigene Vorschläge ausprobieren und gemeinsam etwas entwickeln. Wenn ich persönlich auf Leute zugehe, lassen sie sich gerne für Aufgaben gewinnen. Das ist eine Investition, die sich für die Gemeinde lohnt.«


Frau Wilkens spricht wesentliche Momente der Anleitung von ehrenamtlichen Mitarbeitern aus. Die Münze in der Ehrenamtliche von Hauptamtlichen in ihrer Tätigkeit „entlohnt“ werden ist eben nicht Geld, sondern, wie Frau Wilkens ausführt, positive Zugewandtheit und Anerkennung. Will ich das ehrenamtliche Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum für meine Organisation tätig sind, sollte ich in sie Investieren und sie mit dieser Münze bezahlen. Von daher ist die Anleitung ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für hauptamtlich Tätige eine durchaus anstrengender Prozess. Sie müssen mit der Kraft ihrer Person die immateriellen Münzen der Bezahlung ehrenamtlich Tätiger prägen.


Frau Kathrin Vogel, Vertrauensfrau im Kirchenvorstand beschreibt:
»Mich begeistern immer wieder neue Begegnungen mit Menschen, bei Gesprächsabenden, ökumenischen Treffen, in der Konfi-Arbeit und natürlich beim Gottesdienst. Als christlicher Laie wird auf meine Meinung von den Hauptamtlichen großer Wert gelegt. Deshalb erfülle ich gerne meine ehrenamtliche Tätigkeit. Es ist eine sinnvolle, bereichernde Aufgabe für mich, zu der ich versuche, Gleichgesinnte mitzugewinnen.«


Will man ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten, so sollte man diese Wertschätzung, die Frau Vogel ausdrückt, deutlich machen. Wer als Hauptamtlicher Ehrenamtliche als Hilfskräfte betrachtet und nicht ihren Rat und ihre Expertise einholt, der verschenkt nicht nur wichtige Ressourcen seiner Organisation, er macht auch den Raum, in dem Ehrenamtliche tätig sind klein und schmal. Statt sie in die Organisation hereinzuholen und ihnen einen Platz zu geben an dem sie wachsen und gedeihen können, werden sie dann ausgeschlossen und langsam vertrieben.


Thomas Klenner, Pfarrer in Schierling stellt klar:
»Ich darf als Pfarrer nicht etwas verlangen, sondern ich biete etwas. Ich sehe drei Dinge als meine Hauptaufgabe: Ich lasse den Ehrenamtlichen Handlungsfreiheit, biete ihnen Respekt, unterstütze sie. Schließlich sind es die Ehrenamtlichen das Potenzial der Gemeinde, die Impulse hineinbringen. Sie sollten nicht als billiger Ersatz für gekürzte Hauptamtliche herhalten. Ohne sie würden wir betriebsblind.«


Ein oft begangener Irrtum beim Einsatz ehrenamtlicher Arbeit in sozialen Organisationen besteht darin, das geglaubt wird, dass diese Arbeit die Tätigkeit von hauptamtlichen Kräften ersetzten kann. Dies ist nur möglich, wenn die Arbeit von hauptamtlichen Kräften so ausgerichtet ist, das sie keiner professionellen Kraft bedarf. In so einem Fall taucht aber eh die Frage auf, warum diese Tätigkeit dann mit hauptamtlichen Mitarbeitern geleistet wird. Ehrenamtliche Mitarbeiter bringen in die Arbeit sozialer Organisationen eine besondere Qualität der Arbeit ein. Sie sind da, weil sie da sein wollen. Sie sind nicht da weil sie bezahlt werden. Klienten erleben diese Qualität als eine spezielle Form der Zuneigung, die so von Hauptamtlichen bei aller Liebe zu ihrer Arbeit nicht erbracht werden kann.


Erwin Lechner, Dekan in Münchberg erzählt:
»Jedes Jahr laden wir unsere 350 Ehrenamtlichen zu einer Wochenendfreizeit ein - wie diesmal nach Herrnhut. Es ist ein Dankeschön und eine Gelegenheit, die Gemeinschaft zu vertiefen. Die Ehrenamtlichen sind ein Schatz, den wir pflegen müssen. Deshalb muss man sie gewinnen, fördern und sich um sie kümmern. Unverzichtbar sind auch Freiräume, damit sie sich und ihre Fähigkeiten einbringen können.«


Zur Arbeit mit ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört die Wertschätzung dieser Menschen wie die Luft zum atmen. Wenn man seine ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Dauer behalten will, sollte diese Wertschätzung einen praktisch fühlbaren Ausdruck finden, der über ein liebevolles Dankeschön hinausgeht. Dafür sollten soziale Organisationen Geld einplanen und zur Verfügung stellen. Dies ist eine Investition in die Zukunft einer sozialen Organisation und eine schöne Geste gegenüber den ehrenamtlich Tätigen .

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