Donnerstag, August 30, 2012

Visionen

Am 20. August 2012 fand in Berlin die Fachtagung "Vision Freiwilligendienst" des Paritätischen Gesamtverbandes statt. Prof. Dr. Stephan F. Wagner war aufgefordert, im Rahmen dieser Tagung eine Vision zu entwicklen, wie der Bundesfreiwilligendienst in 10 Jahren aussehen könnte. Das gibt dem Ehrenamtsblog die Gelegenheit mit einem Augenzwinkern etwas zu tuen, was nur selten möglich ist:

einen Blick in die Zukunft zu werfen!

Hochverehrtes Publikum, liebe Leser steigen sie ein, die Reise in die Zukunft beginnt.

Vision! Der Bundesfreiwilligendienst und das Freiwillige soziale / ökologische Jahr im Jahr 2022

Ich bin gebeten worden, meine Visionen zu den Diensten in zehn Jahren kurz zusammenzufassen. Da muss ich gleich zu Anfang um ein gehöriges Maß an Vorsicht und eine gewisse Nachsicht bitten. Als großer Verehrer des Altbundeskanzlers Helmut Schmidt ist mir sein Satz: "Wer Visionen hat, soll ins Krankenhaus gehen.", nur zu schmerzlich bewußt. Ich bitte also, heute nach diesem Vortrag von einer Einweisung meiner Person ins Krankenhaus abzusehen, und begebe mich ans Werk.

Was wir heute vor uns sehen ist im Prinzip ein Format, bundesstaatlich gefördertes Ehrenamt bzw. Freiwilligendienst in zwei Diensten:

1.    Der Bundesfreiwilligendienst

2.    Das freiwillige soziale bzw. ökologische Jahr

Diese Dienste werden in einem sich schnell wandelnden Umfeld in Bezug auf haupt- und ehrenamtliche Arbeit angeboten. Die wesentlichen Momente sind hier:

- Monetarisierung: es tauchen zunehmend "ehrenamtliche" auf, die mit hohen Aufwandsentschädigungen versehen sind, die zur Zeit bis zu 10 die Stunde gehen und kratzt hart an der Grenze der Minijobs und prekärer Arbeitsverhältnisse

- in immer stärkerem Maße erhalten ehrenamtliche spezifische Ausbildungen, die sie für ihre Arbeit befähigen (z.B. Telefonseelsorge, Hospize, Rettungswagen)

- in vielen sozialen Organisationen ist eine zunehmende Kombination von haupt- und ehrenamtlicher Arbeit zu beobachten. Dabei werden die Ehrenamtlichen in der Regel in der Arbeit mit Klienten eingesetzt, die Hauptamtlichen übernehmen verstärkt administrativeTätigkeiten in den Organisation, kümmern sich um Finanzierung und Steuerung

Dies alles geschieht vor dem Hintergrund des demographischen Wandels. Wir werden für alle gesellschaftlichen Tätigkeiten in zehn Jahren wesentlich weniger Menschen zur Verfügung haben, mit denen aber mehr Menschen versorgt werden müssen.

Wie wird unter diesen Bedingungen der Weg der Dienste in den nächsten Jahren aussehen? Wagen wir einen Blick in den Nebel der Zukunft.

2013/2014
In den nächsten beiden Jahren ist wenig Veränderung zu erwarten. Mindestens bis 2014 werden die doppelten Abiturjahrgänge den Diensten einen großen Zulauf sichern, sodass es außer leichten administrativen Veränderungen keine Reformbedarf gibt.

2015/2016
Die Zahl der Freiwilligen in beiden Diensten wird stagnieren oder zurückgehen. Damit beginnen Werbemaßnahmen. Wenn intelligent organisiert, wird man verstärkt versuchen Jugendliche aus Ausbildungsberufen und mit einem Quqalifikationsniveau unterhalb des Abiturs zu gewinnen. Aber die Dienste und Strukturen werden generell in Zweilfel gestellt werden. Es wird zu allen möglichen interessanten, teilweise aber auch von  Gruppeninteressen geleiteten, waghalsigen Vorstößen kommen.

2017
Bundestagswahl: Alle reden und nichts passiert

2018/2019/2020/2021
Nach dem sich nach der Wahl die neue Regierung etabliert hat, wird die Reform der Dienste angefasst werden. Es gelingt der große Wurf!

Es wird ein bundesweiter Dienst für generationsübergreifende ehrenamtliche und Freiwillige Arbeit (BDGEFA) geschaffen.

Dieser wird in zwei Formate unterteilt:

1. Ein Qualifizierungsdienst
Dieser Dienst wendet sich in erster Linie an jüngere Menschen. Er kombiniert 400 Taschengeld mit Kindergeld mit einer Ausbildung im Bereich ehrenamtlicher Tätigkeit. Damit werden diese Menschen mit Fähigkeiten ausgestattet, die der Gesellschaft im Zusammenhang mit dieser Person ein Leben lang zur Verfügung stehen. Der Dienst dauert abhängig von den Ausbildungsprofilen 12 - 18 Monate

2. Ein Leistungsdienst
Dieser Dienst kombiniert ein Taschengeld von 600 , das vom Bund gezahlt wird, mit einem 400 Job, der von der Einsatzstelle gezahlt werden muss. Der Dienst kann 12 - 24 Monate dauern. Er wendet sich in erster Linie an ältere Mitbürger, die der Gesellschaft etwas zurückgeben wollen und im Dienst bezogen auf den Monat eine Leistung erbringen, die man am Markt für mindestens 2000 einkaufen müßte.

2022
Der neue Dienst in zwei Formaten erweist sich als Erfolgskonzept und wird europaweit gelobt.

Ok, damit diese Vision Wirklichkeit werden kann, bedarf es vieler Zufälle und einiger Ereignisse, die nicht eintreten dürfen, dazu gehören wahrscheinlich eine große, schwere Weltwirtschaftkrise, das Scheitern des Euro und das Landen von Aliens im Jahr 2016.


Bitte bei alledem auch an Einstein denken, der einmal gesagt haben soll:

"Vorhersagen sind generell schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen"


Prof. Dr. Stephan F. Wagner

; -)

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