Zum 1. Mai haben wir einen interessanten Artikel von Coni Toepfer von Verdi in den Rostocker Stadtgesprächen gefunden:
Gewerkschaften wurden ursprünglich einmal gegründet als Selbsthilfeorganisation von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, waren also von Grund auf ehrenamtliche Organisationen.
Irgendwann haben sich dann die ehrenamtlichen Gewerkschafter Angestellte eingestellt, die sie bei ihrer Arbeit sozusagen hauptberuflich unterstützten.
Dem Grunde nach ist das auch heute noch so. Die ehrenamtlichen Gremien bestimmen den politischen und internen Weg der Gewerkschaften. Viele Kolleginnen und Kollegen engagieren sich in ihrer Freizeit für gewerkschaftliche Themen, und das in ganz verschiedenen Gremien. Bei ver.di gibt es Bezirksvorstände, Ortsvorstände, Fachbereichsvorstände, Erwerbslosenausschüsse, Gremienausschüsse und und und. Dieses Engagement ist gar nicht hoch genug zu würdigen. Dennoch stehen die Gewerkschaften im Moment vor einer Vielzahl von Problemen und Herausforderungen.
Kernstück unserer Arbeit ist die Arbeit im Betrieb. Dabei stellen wir immer wieder fest. dass die betriebliche Verankerung der Dreh- und Angelpunkt für eine erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit ist.
Nur wenn die Mitglieder mitgenommen und da abgeholt werden, wo sie stehen, ist Gewerkschaftsarbeit auch erfolgreich.
Zu lange wurde gerade auch in den neuen Bundesländern Stellvertreterpolitik gemacht. Das findet besonders auch seinen Niederschlag in der Tarifpolitik. Heute, wo es in vielen Tarifbereichen um die Verteidigung der Tarifverträge geht, ist die Motivierung der Gewerkschaftsmitglieder erforderlich.
Das ist aber kein Prozess, der im Selbstlauf passiert. Betriebliche Gewerkschaftsstrukturen sind die Voraussetzung dafür, also ehrenamtliches Engagement. So konnten wir in der Tarifrunde der Druckindustrie nur deshalb die 35-Stunden-Woche und andere wichtige Tarifbestandteile sichern, weil betriebliche Gewerkschaftsfunktionäre, wie z.B. Vertrauensleute bei der Ostseezeitung, eine kontinuierliche Arbeit mit und für die Kolleginnen und Kollegen gestaltet haben, die in einem erfolgreichen Streik mündeten.
Tariffragen sind immer wieder auch Machtfragen. Durchsetzen können wir diese nur, wenn wir gut organisiert sind. Dafür sorgen in vielen Fällen unsere betrieblichen Funktionäre.
Viele ehrenamtliche Kolleginnen und Kollegen engagieren sich in der Seniorenarbeit, für Jugendliche, Frauen oder Erwerbslose. Aber wir stellen immer wieder fest, dass es schwierig ist, neue Kolleginnen und Kollegen für ein Ehrenamt zu begeistern, so dass wir in vielen Fällen auch Multifunktionäre haben. Schöner wäre es, wenn die Arbeit auf mehr Köpfe verteilt würde und damit auch eine größere Ebene hätte.
Und wichtig ist dabei auch immer, dass bei allen Problemen Gewerkschaftsarbeit auch Spaß machen muss und keiner verbrannt wird. Ehrenamtliche Arbeit findet in der Freizeit, oft nach einem langen Arbeitstag statt. Auch deshalb ist das Engagement von Kolleginnen und Kollegen, die ihre Freizeit für Gewerkschaftsarbeit opfern, nicht hoch genug einzuschätzen.
Gewerkschaften können ihrer Rolle nur gerecht werden, wenn die Beteiligung der Betroffenen, egal um welches Politikfeld es sich handelt, sichergestellt ist und die Interessen von den Mitgliedern selber artikuliert werden. Wir Hauptamtlichen verstehen uns in diesem Prozess als Unterstützer. Konsequente Interessenvertretung heißt also mit den Ehrenamtlichen, mit den Mitgliedern, für die Mitglieder.
Wenn Gewerkschaften wieder eine größere Rolle als außerparlamentarische Kraft spielen wollen, dann wird das nur mit den Mitgliedern und in einem Prozess von unten nach oben gelingen.Keine abgehobenen, basisfernern Standpunkte von Hauptamtlichen sind das Gebot er Stunde, sondern eine mitgliedernahe, interessenorientierte Arbeit.
http://www.stadtgespraeche-rostock.de/040/0060/
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1 Kommentar:
Sehr gute Idee, das mal darauf hingewiesen wird, das Gewerkschaften auch Ehrenamtliche haben!
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