Montag, Juli 30, 2012

Das Nachwuchsproblem der Sportvereine


Deftige Worte waren es, mit denen Degenfechterin und Olympionikin Imke Duplitzer die Situation im Deutschen Sport beschrieben hat. Die Verantwortlichen würden in einem „Wolkenkuckucksheim“ leben, ja, sie würden „gar nichts mehr raffen“. Und wenn man in der Beletage des deutschen Spitzensports nicht bald aufwachen würde, dann stünde es schlecht um Zukunft des Sports in Deutschland. Neben den undurchsichtigen Förderkriterien im Spitzensport ist vor allem Nachwuchsmangel in den Sportvereinen ein Problem. Damit einhergeht auch die Frage, wie man den seit Jahren existierenden Mangel an Betreuern, Trainern und freiwilligen Helfern angehen will.

Ist die Nachwuschs-Situation wirklich so dramatisch, wie Duplitzer es beschreibt? Dazu lohnt ein Blick in die Statistik Die empirische Grundlage dafür sind die so genannten „Freiwilligensurveys“ der Jahre 1999, 2004 und 2009. In einer sportbezogenen Sonderauswertung der Freiwilligensurveys durch das Forschungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement an der Humboldt-Universität zu Berlin, wurden zentrale Ergebnisse zum freiwilligen und ehrenamtlichen Engagement im Sportbereich festgehalten.[1] Dabei zeigt sich: Der Sport ist immer noch der größte Bereich gemeinschaftlicher Aktivitäten mit steigender Tendenz. Sport und Bewegung ist unter den 14 Handlungsbereichen, die in den Freiwilligensurveys empirisch erfasst wurden, der Bereich mit der höchsten Gemeinschaftsaktivität in der Bevölkerung. 2009 waren im Sportbereich rund 42% der ab 14-Jährigen in gemeinschaftliche Aktivitäten involviert (2004: 39,9% 1999: 36,6%). Im Sportbereich sind außerdem rund 10% der ab 14-Jährigen ehrenamtlich und freiwillig engagiert. Somit erreicht der Sport mit deutlichem Abstand die höchste Engagementquote.

Alles bestens also? Meckern auf hohem Niveau? Mitnichten. Problematisch wird es nämlich, wenn man sich die Perspektive des sportlichen Engagements anschaut. Während zwischen 1999 und 2004 die Engagementquote im Sportbereich nur geringfügig zurückging (1999: 11,2% 2004: 11,1%), hat sich der Rückgang der Engagementquote zwischen 2004 und 2009 erheblich dynamisiert (2004: 11,1% 2009: 10,1%). Noch deutlicher wird die Entwicklung in Anbetracht der Absolutzahlen. So entspricht der Rückgang von einem Prozentpunkt einem Verlust von ca. 650.000 Engagierten im Sportbereich. Aufgrund der hohen Vereinsanbindung des Engagements werden diese Verluste besonders in den Sportvereinen „spürbar“ sein.

Die Gründe für den Rückgang des Engagements im Sportbereich sind vielfältig. Zum einen spielt sicherlich die sich verstärkende Transformation vom „traditionellen“ zum „modernen“ Ehrenamt eine Rolle. Das moderne Ehrenamt ist geprägt durch die immer währende Frage nach dem persönlichen Sinn und Nutzen eines freiwilligen Engagements. Auch Braun macht dies als einen wichtigen Ansatzpunkt aus: „Im Hinblick auf die Gewinnung von neuen und die Bindung von bereits freiwillig Engagierten im Sportbereich stellt sich die Frage, ob das „Freiwilligenmanagement“ der Sportvereine ausreicht, um auch das „neue Ehrenamt“ systematisch zu gewinnen, ohne dabei das „alte Ehrenamt“ und dessen dauerhafte Bindung zu vernachlässigen.“

Aber wie kann man diesem Trend entgegen wirken? Um diese langfristigen Bindungen wieder stärker aufzubauen, ist es wichtig, ganz massiv schon im Kindesalter anzusetzen. Wenn in diesen Jahren kein Bezug zur Zivilgesellschaft (z.B. durch Vereinsmitgliedschaften) aufgebaut werden kann, ist es umso unwahrscheinlicher, dass diese Brücken später noch errichtet werden können. Unter diesem Aspekt ist es auch wieder einmal an der Zeit sich die Frage zu stellen, ob man Kinder wirklich dazu treiben sollte, ihren Schulabschluss in noch kürzerer Zeit durchzuziehen, auch wenn das bedeutet, dass viele potentielle Freizeitaktivitäten (in Vereinen oder auch außerhalb) auf der Strecke bleiben. Ein Gewinn für die Wirtschaft mag sich aus schneller erreichten Schulabschlüssen ergeben, für die Zivilgesellschaft eher nicht.


[1] Braun, S. (2011a). Ehrenamtliches und freiwilliges Engagement im Sport. Sportbezogene Sonderauswertung der Freiwilligensurveys 1999, 2004 und 2009. Schriftenreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft 2011/03. Köln: Sport & Buch Strauß.


Donnerstag, Juli 19, 2012

Ganz und gar „freiwillich“

Die AWO bewirbt ihre Freiwilligendienste auf einer eigenen Homepage. Den TV-Spot zur Werbe-Kampagne kann man nicht erklären, man muss ihn sich einfach ansehen – wunderbar frisch und motivierend, speziell ausgerichtet auf die jungen potenziellen „Dienstler“!

Hier geht’s zum Spot, alle weiteren Informationen gibt es unter:
http://www.awo-freiwillich.de.

Freitag, Juli 13, 2012

Reden & Zitate

Unter der Seite http://www.wir-fuer-uns.de/landesnetzwerk/i12.htm  sind wichtige Reden, Zitate und Aussagen von Personen aus Politik und Gesellschaft zum Bürgerschaftlichen Engagement, zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und Zivilgesellschaft aufgelistet.

Unter anderem finden sich dort Reden von Dr. Angela Merkel, Horst Köhler, Dr. Joachim Gauck, Angelika Limbach und vielen anderen.

Die Vorstellung der Zitate erfolgt in alphabetischer Reihenfolge nach den Namen ihrer Urheber mit deren Position zum Zeitpunkt des Zitats.

Diese Zusammenstellung findet sich auf der Seite des Landesnetzwerk
Bürgerschaftliches Engagement

Informationen, Beratung, Fortbildung und Unterstützung 
zu Ehrenamt und Freiwilligenarbeit in Bayern



Freitag, Juli 06, 2012


Gerade ist er gestartet – der Ehrenamtskongress, der vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen zusammen mit der Hochschul-Kooperation-Ehrenamt, der Stadt Nürnberg sowie dem Dachverband der Freien Wohlfahrtspflege in Bayern veranstaltet wird.
Über 400 Teilnehmende treffen heute und morgen im Historischen Rathaussaal in Nürnberg zusammen, um über ehrenamtliches Engagement in all seinen Facetten zu diskutieren.
Ein volles Programm erwartet die Teilnehmer, die aus Wohlfahrtsverbänden, Kommunen, Sport, Kultur, Vereinen und nicht zuletzt aus der Politik kommen.  Sozialstaatssekretär Markus Sackmann (CSU) hat sich angekündigt und für Prominenz sorgt Schauspielerin Uschi Glas, bei der es interessant wäre, zu wissen, was sie persönlich und inhaltlich mit dem Thema ehrenamtliches Engagement verbindet.
Der heutige Freitag ist gefüllt mit Vorträgen, einer Podiumsdiskussion und einem Riesenangebot mit 17 Exkursionsmöglichkeiten, bei denen die Teilnehmenden direkt die erfolgreiche Engagementpraxis vor Ort kennenlernen sollen. Fürs gegenseitige Vernetzen sorgt eine Abendveranstaltung. Wer dann am Samstag wieder am Start ist, hat die Wahl zwischen 15 verschiedenen Foren am Samstag. Hier werden sämtliche Themen  angesprochen, von der Dankeschönkultur über Haftung und Recht im Ehrenamt bis zum Weg in den Bereich „social media“ u.v.a.m.
Für eine Anmeldung und Teilnahme dürfte es zum jetzigen Zeitpunkt spät sein. Aber bei den hochkarätigen Gästen und dem nicht weniger ambitionierten Programm mit all seiner Themenvielfalt sind hoffentlich nachhaltige Erkenntnisse zu erwarten. Alles, was bis jetzt bekannt ist, findet man unter: www.ehrenamtskongress.de