Freitag, Juli 31, 2009

Die Qual der Wahl

Wie gut, dass wir in diesem Jahr wieder Bundestagswahl haben, das rettet Politiker und Journalisten vorm Sommerloch – und ist ein Anlass, sich einmal die Wahlprogramme hinsichtlich ihrer Aussagen zum ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Engagement anzuschauen.

Die CDU widmet dem Thema ein eigenes Kapitel unter der Überschrift "Zur aktiven Bürgergesellschaft ermutigen" (vgl. http://www.cdu.de/doc/pdfc/090628-beschluss-regierungsprogramm-cducsu.pdf, S. 37-39). Sowohl die SPD als auch Bündnis 90 / Die Grünen wollen „Mehr Demokratie wagen“ und sprechen in ihren Programmen den Ausbau der Mitbestimmung durch Bürgerbegehren etc. an.

Programm der SPD unter
http://www.frankwaltersteinmeier.de/_media/pdf/Regierungsprogramm2009_LF_navi.pdf

Programm der Grünen unter
http://www.gruene.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Wahlprogramm/BTW_Wahlprogramm_220609_inhalt.pdf

Die FDP spricht nur an wenigen Stellen vom bürgerschaftlichen Engagement, und da auch eher über „das Traditionelle“, z.B. wenn es um den Ausbau von FSJ-Plätzen geht (vgl. http://www.deutschlandprogramm.de/files/653/Deutschlandprogramm09_Endfassung.PDF, S. 23). Wenn es um Bürgerbeteiligung und Mitbestimmung geht, stellt die FDP das unter die Überschrift „Mehr Freiheit wagen“.

Willy Brandt ist gefragt in dieser Wahlsaison und darf auch gern etwas abgewandelt werden.


Auch Die Linke will etwas wagen, und zwar „mehr Einheit“. In ihrem Programm spricht sie ebenfalls den Ausbau der Bürgerbeteiligung, aber auch die Rahmenbedingungen des bürgerschaftlichen Engagements an, siehe hierzu http://die-linke.de/fileadmin/download/wahlen/pdf/LinkePV_LWP_BTW_090703b.pdf.


Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) hat die Wahlprogramme ebenfalls unter die Lupe genommen und im Newsletter vom 08.07.2009 außerdem Stellungnahmen zu den einzelnen Programmen veröffentlicht. Wer nachlesen will, kann dies hier tun: Bernward Baule über die CDU, Serge Embacher über die SPD, Adalbert Evers über Die Grünen, Rupert Graf Strachwitz über die FDP und Elke Reinke über Die Linke.

Der gesamte Newsletter des BBE vom 08.07.2009 ist hier zu finden: http://www.b-b-e.de/index.php?id=14481#15508

Bleibt abzuwarten, was die Bürgerinnen und Bürger am 27. September wagen: „mehr Demokratie“, „mehr Freiheit“, „mehr Einheit“ – oder etwas anderes?! In jedem Falle: Frohen Wahlgang!

Freitag, Juli 24, 2009

Reif für die Insel?


In Sachen Freiwilligenarbeit lohnt sich immer wieder der Blick zu den britischen Nachbarn – durchaus auch virtuell, wie die Recherche zeigt. Kennen Sie zum Beispiel „Volunteering England“? Wenn nicht, dann schauen Sie hier einmal nach:
Eine Seite, die gleichermaßen etwas zu bieten hat für Freiwillige, für Organisationen, die Freiwillige einsetzen (wollen) sowie für allgemein am Thema interessierte Leser/innen.
Das ganze ist übersichtlich strukturiert: Bereits mit dem zweiten Klick landen potenzielle Freiwillige unter „I want to volunteer“ auf einer Unterseite, die alle Adressen der lokalen Freiwilligenzentren, Informationen zu Betätigungsfeldern oder auch Links zu „Volunteer blogs“ bereithält.
Organisationen finden unter „Managing volunteers“ Literatur und Videos zum Thema oder können in der „Good Practice Bank“ recherchieren bzw. eigene Erfahrungen mitteilen oder Dokumente zur Verfügung zu stellen. Daneben gibt es Informationen zu aktuellen Kampagnen, Veranstaltungen usw.
Übrigens: Entsprechende Seiten gibt es auch für Schottland, Wales und Irland:
Beim Durchklicken kann man sogar sein Walisisch verbessern: „Croeso i Gwirfoddoli Cymru!“

Donnerstag, Juli 16, 2009

Vorwärts Männer, wir müssen zurück!!!

Nach dieser Parole sind wohl die Autoren der Denkschrift:


In eigener Regie!

Plädoyer für eine bessere

(Selbst-)Steuerungs- und Leistungsfähigkeit der Bürgergesellschaft


Holger Backhaus-Maul, Stefan Nährlich und Rudolf Speth bei der Erstellung der Denkschrift verfahren. In der 20 Seiten langen Denkschrift setzten sich die drei in der Ehrenamtsszene wohlbekannten, und bisher auch geschätzten Autoren, mit dem "Stand des Spiels" auseinander, und fordern ein radikales Umsteuern in Bezug auf bürgerschaftliches Engagement und ehrenamtliche Arbeit in Deutschland. Den Kernbereich ehrenamtlicher Tätigkeit in der Bundesrepublik, die großen Verbände in den Bereichen Soziales, Sport und Umwelt, die in ihren zahllosen voneinander unabhängigen Mitgliedsorganisationen wesentliche Anteile der die Gesellschaft gestaltenden Aktivitäten der Bürger umfassen, nehmen die Autoren als "in Ehren ergraut wahr".


Die vielen Aktivitäten im Bereich der Kirchen, der jüdischen und muslimischen Glaubensgemeinschaften, das von vehementem Einsatz der beteiligten Bürger getragene Aufkeimen des Buddhismus und des Hinduismus in Deutschland, sowie die zahlreichen sozialen und religiösen Aktivitäten spiritueller Zirkel bewegen sich außerhalb des Wahrnehmungsradars der Autoren. Mit dem so auf einen winzigen Teil eines vielfältigen Gemäldes verengten Blick, kommen die Autoren dann zu dem Schluss, dass die Bürgergesellschaft reorganisiert werden muss, und zwar, man staune, nicht durch die Bürger selbst, sondern durch den Staat.


Das bringen nur deutsche Wissenschaftler fertig. Da fordern sie ein Zurückdrängen des Einflusses der Verbände und der politischen Parteien, und wer soll es richten? Der Staat! Da fällt einem nur Lenin ein, der mal in wütender Enttäuschung über das Ausbleiben der Revolution in Deutschland gespottet haben soll, dass deutsche Revolutionäre halt vor der Erstürmung eines Bahnsteigs eine Bahnsteigkarte kaufen.


Egal, jedenfalls soll alles schön unabhängig sein, am Anfang vom Bundespräsidenten ernannt (da weiß man ja gerade seit dem letzten Bundespräsidentenwahlkampf, dass der völlig unabhängig ist) werden, und es soll natürlich wissenschaftlich evaluiert und auch untersucht und akkreditiert werden.


Wenn die in der Denkschrift geforderten Strukturen zur Finanzierung der Bürgergesellschaft Wirklichkeit werden, dann ist, wenn sich die beteiligten Menschen so verhalten, wie sich Menschen in realen Situationen in den letzten 50 Jahren in Deutschland verhalten haben, mit Folgendem zu rechnen:


Es wird ein undurchsichtiges, von Experten getragenes nationales Steuerungsinstrument geben, das nach sogenannten "wissenschaftlich" abgesicherten Kriterien in einem komplizierten Verfahren Geld an diejenigen verteilt, die es in ihrer bisherigen Verbändestruktur wesentlich einfacher bekommen haben.


Dieses Geld muss irgendwo herkommen, und wahrscheinlich wird man es den in "Ehren ergrauten Verbänden" wegnehmen.


Es wird jede Menge Arbeit durch viel "benötigte" Forschung im Bereich des Ehrenamts für Wissenschaftler geben. Ist auch logisch, denn im Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, BBE, in dessen Kontext die Denkschrift erschienen ist, sind viele "namhafte" Wissenschaftler aus dem Bereich der Erforschung zivilgesellschaftlicher Strukturen tätig. Völlig transparent wird hier die Füllung der eigenen Tasche gefordert.


Da nun auch Qualitätssicherung der Organisationen mit Ehrenamtlichen betrieben werden soll, verbunden mit Fort- und Weiterbildung und regelmäßigen Akkreditierungen, wird es zu einer aufgeblähten Bürokratie mit geringem Kontakt zur Wirklichkeit kommen. Wer in den letzten Jahren die Akkreditiererei im Rahmen von Hochschulen mitgemacht hat, weiß, wovon die Rede ist.


Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement wird im Rahmen dieser Reorganisation in starker finanzieller Abhängigkeit von bestimmten Ministerien des Bundes zu einem effektiven Steuerungs- und Kommunikationsinstrument in den Händen des Staates aufgebaut werden. Also so eine Art "gelber" Verband (der Begriff ist in Anlehnung an die Bezeichnung "gelbe Gewerkschaft" gebildet: "Gelbe Gewerkschaft" bezeichnet eine von einem Arbeitgeber ins Leben gerufene Arbeitgeberfreundliche Gewerkschaftsstruktur, die in erster Linie dazu dient, traditionelle Gewerkschaften auszuschalten). Dieser Ausbau ist mit dem Aufbau der Kommunikationsplattform "Engagiert in Deutschland" im Internet voll im Gange. Dabei werden kommunale Ansätze und in Ländern organisierte Netzwerke entweder aufgesogen und eingeordnet oder beseitigt.


Unter dem Mäntelchen liberaler, von korporatistischen Strukturen gewonnener Unabhängigkeit wird ein Apparat in großer Abhängigkeit vom Staat entworfenen, der dann als Aktionsgerüst für einen Staatsverband dienen soll. Die versprochene Unabhängigkeit und Freiheit, entpuppt sich als Illusion. Das Ganze ist eben wohl kein Plan zur Stärkung bürgerlicher Freiheiten, sondern ein Aktions- und Finanzierungswerkzeug des BBE.


Es wird Freiheit gerufen und staatliche Abhängigkeit organisiert, es wird Unabhängigkeit versprochen und ein Netz neuer Verpflichtungen (Qualitätskontrolle, Akkreditierung etc.) geschaffen.


Da dann noch geeigneten Wissenschaftlern, sowohl in den zu schaffenden Beiräten, als auch durch begleitende Forschung, eine Schlüsselrolle in der Steuerung zugewiesen wird, scheint ein uraltes Modell, das der Herrschaft der Philosophen, der Gebildeten, auf. Eine Denkform, die am Anfang zu einer Entwicklung freier Gedanken stand, wird aufgegriffen und als zu erreichendes Endziel definiert. Wie gesagt, vorwärts Männer, wir müssen zurück!!!


Wer die Denkschrift lesen will, findet sie hier:

http://www.aktive-buergerschaft.de
/vab/resourcen/Denkschrift_
Buergergesellschaft_2009.pdf

Ein interessanter Diskussionsbeitrag steht unter folgender Adresse zur Verfügung:

http://blog.nonprofits-vernetzt.de/
index.php/uber-die-denkschrift-burgergesellschaft-
berlin-2009-welcher-weg-soll-eingeschlagen-werden/

Unter dieser Adresse gibt es einen weiteren Beitrag:


http://marx-blog.de/
2009/05/buergergesellschaft-zivilgesellschaft/

Donnerstag, Juli 09, 2009

Das Baby ist da, die Freude ist riesig - und nichts geht mehr.

Ehrenamtliche Familienhelferinnen bei wellcome

Die Organisation wellcome ist 2002 in Hamburg entsprungen und seit dem beständig auf Wachstumskurs.
Inzwischen sind Standorte in 12 Bundesländern dabei, ehrenamtliche Mitarbeiterin ins Haus von Familien mit Neugeboreren zu senden, die wie ein guter Engel über den Schlaf des Babys wachen, während die Mutter sich ausruht, beim Gang zum Kinderarzt begleiten, mit dem Geschwisterkind spielen, Einkäufe machen und zuhören. Alle Tätigkeiten führen zu einer spürbaren Entlastung in einer familiären Übergangssituation. Damit beugt wellcome Krisen vor und unterstützt die positive emotionale Bindung zum Neugeborenen.
Besonders bei den Standards: Die Ehrenamtlichen binden sich intensiv, aber zeitlich begrenzt. Ihr Einsatz ist nach einigen Wochen beendet. Sie gehen dann in eine andere Familie oder "pausieren" erst einmal. Sie bestimmen somit selbst leicht, wie viel Zeit sie einsetzen wollen.

Die Homepage informiert sachlich und prägnant über wellcome in allen Facetten, man kann die Geschichte und Hintergründe nachlesen, aber auch Ansprechpartner suchen bzw. in einem Forum Fragen stellen oder diskutieren. Klasse!
http://www.wellcome-online.de

Donnerstag, Juli 02, 2009

HERZ.SCHRITT.MACHER

Unter diesem Titel ist im letzten Monat ein Buch zum Thema Ehrenamt in Berlin erschienen.

Wer sind die Menschen, die gemeinnützige Projekte in Berlin initiieren und voranbringen? Dieser Frage geht das Buch „Herz.Schritt.Macher. - Menschen, die Berlin bewegen“ nach, das von der Veolia Stiftung herausgegeben und am 10. Juni 2009 im Berlin Story Verlag vorgestellt wurde.

Das Buch porträtiert einige der Macher mit Herz, die so selten im Licht der Öffentlichkeit stehen, und doch so viel für unsere Stadt leisten. Die Leser lernen auf dem Streifzug durch das gemeinnützige Berlin 16 besondere Persönlichkeiten kennen. „Ihr persönlicher Lebensweg, ihre Motivation, sich für gesellschaftliche Anliegen einzusetzen, ihre Erfolge und Wünsche zeichnen ein Bild des engagierten Berlins, das nur wenige kennen“, erklärt Sylke Freudenthal, Geschäftsführerin der Veolia Stiftung und Initiatorin des Buchs.

Zusätzlich enthält das Buch Wortmeldungen rund um das Thema Engagement von prominenten Berlinerinnen und Berlinern wie Staatssekretärin Monika Helbig, Prof. Barbara John, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin, Dr. Eric Schweitzer, Präsident der IHK Berlin, Dompfarrer Alfons Kluck von St. Hedwig, der „Bettelkönigin von Berlin“, Ulla Klingbeil, und Prof. Dr. Felix Berger vom Deutschen Herzzentrum Berlin.

Seit 2001 hat die Veolia Stiftung, finanziert von der Unternehmensgruppe Veolia Environnement, fast 200 gemeinnützige Projekte in Berlin unterstützt und die Macher kennengelernt: diejenigen, die dafür sorgen, dass beispielsweise Menschen mit Behinderung sinnerfüllte Beschäftigung, suchtmittelabhängige Frauen ein geschütztes Umfeld, Jugendliche ohne Schulabschluss eine Chance finden, die Kinder für die Natur, Migrantinnen für ihre neue Heimat und Nachbarn füreinander sensibilisieren.

Informationen zum Buch finden Sie unter:
http://www.berlinstory.de/verlag/vorankuendigungen.html und unter http://www.herz-schritt-macher.net/ .

Falls Sie mehr zur zur Veolia-Stiftung wissen wollen können Sie unter http://www.veolia-stiftung.de/veoliastiftung nachlesen

Hier eine Kurzdarstellung:
Umwelt, Beschäftigung und Solidarität – das sind die drei Förderschwerpunkte der Veolia Stiftung. Als europäischer Umweltdienstleister, der in vielen Regionen verwurzelt ist, unterstützt Veolia Environnement mit der Unternehmensstiftung lokale Initiativen, die das Lebensumfeld verbessern, für Umweltschutz sensibilisieren, Menschen in Beschäftigung integrieren und Solidarität leisten. Überall dort, wo Veolia mit ihren Beschäftigten und Kunden präsent ist, kann die Veolia Stiftung tätig werden.